Gesunder Intimbereich
Für den Dreh packt man die Dessous und Requisiten ein, die im Drehbuch stehen. Aber auch Pflegeprodukte. »In der Branche lernst du schnell, wie du den Intimbereich pflegen musst. Es gibt zum Beispiel eine Art Brausetablette, die den Milchsäurehaushalt in der Scheide reguliert«, sagt Lullu Gun gegenüber SWR3. Sie hat bei der Erotikmesse Venus 2015 den Preis für die beste Darstellerin gewonnen. In Berlin wird jährlich die Venus verliehen, sie gilt als Oscar der Branche. Lullu Gun ist 30 Jahre alt und nach rund acht Jahren in der Branche vermehrt im Amateurbereich tätig.
Öl und Toys für den weiblichen Orgasmus
Profi Tatjana Young findet es wichtig, spezielles Massageöl zu verwenden. Das vertrage sie besser als Gleitmittel, zudem sei es duftend und anregend. Und sie schwört auf ihren Ganzkörper-Massagestab. Der mache zwar ein bisschen Krach, leiste aber hervorragende Dienste, da ein echter weiblicher Orgasmus wichtig sei. Sie setze ihn auch bei Profi-Szenen gerne zusätzlich zur Stimulierung ein. Produzent·innen ließen den Darsteller·innen nämlich oft viel Gestaltungsfreiraum.
Vor dem Dreh länger üben mit Anal-Plugs
David Eidam, Chef der Agentur Redlantern, gibt Newcomerinnen Tipps, da er meint, dass Anfängerinnen schnell verschreckt sein könnten, wenn etwa ein Dreh Schmerzen bereitet. Gerade bei Analpenetration sei es wichtig, absolut entspannt zu sein. Das erreiche man aber nur, wenn man den Schließmuskel trainiere, und das schon länger vor dem Dreh. Am besten beginne man mit kleinen Anal-Plugs und steigere dann die Größe. Anal-Plugs werden auch Butt-Plugs genannt und sind Sexspielzeuge, eine Art kleine Dildos, die es in unterschiedlichsten Formen gibt.
Alkohol als Stimmungsbringer
»Vor dem Dreh versucht man, sich in Stimmung zu bringen, an sich Hand anzulegen, damit es nicht dann von null auf hundert gehen muss, wenn die Kamera angeht«, sagt Till Kraemer. Man schaue die Frauen an, manchmal lege eine nette Kollegin mit Hand an oder bekuschle einen. Je stressiger die Dreharbeiten, umso eher werde mit weiteren Mitteln nachgeholfen. Einige nehmen Drogen am Set, auch zur körperlichen Entspannung. Manche bringen sich mit Alkohol in Stimmung.
Training und mentale Stärke
Der erste Dreh war für Ex-Hardcore-Darsteller Till Kraemer peinlich, er war aufgeregt und kam schon nach einer Minute. »Danach habe ich mir beigebracht, den Orgasmus hinauszuzögern – durch phasenweise langsamere Bewegung, vor allem aber eine tiefe Atmung in den Bauch.« Profi Jason Steel rät zum Muskeltraining der unteren Bauch- und Rückenregion, das erhöhe die Standfestigkeit enorm. Letztlich entsteht jede Szene aber im Videoschnitt, und so können auch vorübergehende Unterbrechungen oder neue Anläufe zu einer einzigen Handlung montiert werden. Der ewig dauernde Sex ist also letztlich Illusion. Jason Steel vergleicht einen Darsteller mit einem Rennfahrer, aber er meint, wenn ein Rennfahrer gegen die Wand fährt, also versagt, sei es furchtbar, »wenn du als Mann einmal versagst, passiert nichts Schlimmes. Also: Entspannt sein ist alles.«
Potenzmittel
Viagra oder Cialis sollte man immer mit dabei haben, sagen alle Darsteller, mit denen DOSSIER gesprochen hat. Auch wenn es nur als Beruhigung dient, dass man jederzeit eine Pille einwerfen kann. Denn es gibt genug Ablenkungen am Drehort, sei es ein Stellungswechsel, der nötig ist, oder eine schlechte Ausleuchtung. Je größer das Set, desto unruhiger. Fast alle Männer werfen sich mehr oder weniger oft etwas ein. Wer auf Nummer sicher gehen will, lässt sich sogar ein Medikament, etwa Alprostadil, in die Schwellkörper spritzen, damit er zuverlässig den ganzen Tag steht. Diese nebenwirkungsreiche Methode kommt für viele allerdings nicht infrage. Schließlich kann es neben Blutungen und Rötungen an der Einstichstelle zu Magen-Darm-Problemen, Herzrasen und Blutdruckabsenkung kommen.
Im Notfall: Kopfkino
»Mit der Zeit wird dir egal, was rund um dich passiert, du konzentrierst dich nur mehr auf die Frau, dann wird es gut. Am Anfang ist es irritierend, wenn du auf einem großen Set bist, und schwer, deine Leistung zu bringen«, sagt Till Kraemer. Besonderes Kopfkino, um einen hochzukriegen, brauchte er nur in Extremfällen, etwa einmal, als er auf einem schwankenden Schiff drehte und ihm übel war. Man könne aber generell an etwas Schlechtes denken, um den Orgasmus zu verzögern, oder umgekehrt an etwas Geiles, wenn man kommen will.
Cumshot-Fake
Viele Szenen enden damit, dass der Mann ejakuliert, idealerweise soll das Abspritzen selbst auch zu sehen sein. Das funktioniert nicht immer. Als Ersatz gibt es Fake-Sperma-Mischungen aus Eiklar, Sahne oder Ähnlichem gemischt. Ersatzprodukte sind auch im Onlinehandel erhältlich. Die Nachbearbeitung im Schnitt ist wichtig, um beim Publikum die Illusion eines geglückten Cumshots zu erzeugen: Die Frau nimmt die Mischung zum Beispiel in den Mund. Zu sehen ist in der Bildabfolge der Mann, als er fast kommt, dann erfolgt der Umschnitt auf die Frau, die die Fake-Mischung aus dem Mund quellen lässt. Als sei er gerade »erfolgreich« gekommen.
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