Teaserbild: Screenshots von occrp.org, reuters.com, sueddeutsche.de, beobachter.ch, theguardian.com, business.dk, barrons.com, youtube.com; Montage: DOSSIER
1. Die Hintermänner in Russland
2014 berichtete das Organized Crime and Corruption Reporting Project (OCCRP) erstmals über ein Geldwäschenetzwerk gigantischen Ausmaßes: Mehr als 20,7 Milliarden Dollar mutmaßliches Schwarzgeld wurden von russischen Bankkonten in die ganze Welt geschleust. Doch erst eine Datenbank mit mehr als 70.000 Überweisungen, die den Journalistinnen und Journalisten von anonymen Quellen zugespielt wird, ermöglicht den Blick auf die Hintermänner der Operation. Die Spuren führen bis in das Umfeld von Russlands Präsident Wladimir Putin.
2. Moldawische Richter unter Anklage
14 Richter stehen in Moldawien vor Gericht, weil sie vorsätzlich rechtswidrige Urteile gefällt und damit an der Geldwäsche mitgewirkt haben sollen. Seit 2014 ermitteln moldawische Behörden im Zusammenhang mit dem als Russische Waschmaschine bekanntgewordenen Skandal. Laut Angaben des Generalstaatsanwalts Eduard Harunjen werden sie dabei immer wieder von russischen Behörden behindert. Einer der mutmaßlichen Drahtzieher, der ehemalige moldawische Abgeordnete Veaceslav Platon, wurde im Herbst 2016 verhaftet.
Reuters: Moldova sees Russian plot to derail money-laundering probe
3. „Deutschland ist eine Steueroase“
66,5 Millionen Dollar des vermeintlichen Schwarzgeldes flossen nach Deutschland – auf Konten bei mindestens 27 Banken. Mit 27,4 Millionen Dollar verwaltete die deutsche Commerzbank die größte Summe aus der Russischen Waschmaschine. Die Recherchen der Süddeutschen Zeitung zeichnen ein Bild von laxen Regulierungen und mangelnden Kontrollen. „Deutschland ist eine Steueroase“, kommentiert die SZ.
Süddeutsche Zeitung: Deutschland ist eine Steueroase
Süddeutsche Zeitung: Die Rolle deutscher Banken in der russischen Geldwaschmaschine
Wo das Geld aus der Russischen Waschmaschine landete
Quelle: OCCRP.org4. Die Pforte zur Europäischen Union
Das EU-Land Lettland spielt eine Schlüsselrolle bei der Russischen Waschmaschine: Über die lettische Trasta Komercbanka wurden zwischen 2011 und 2014 mindestens 13 Milliarden Dollar in die EU gespült. Seit Jahren kämpft Lettland gegen Geldwäsche. Die Schwierigkeiten beschreibt die Chefin der lettischen Finanzaufsichtsbehörde im Gespräch mit OCCRP. Die Europäische Zentralbank hat der Trasta Komercbanka inzwischen die Lizenz entzogen, die Bank wurde daraufhin geschlossen.
5. Eine halbe Milliarde in die Schweiz
Mehr als eine halbe Milliarde Dollar flossen über die Russische Waschmaschine in die Schweiz. Der Schweizer OCCRP-Partner Beobachter ging mehr als 1.000 Transaktionen nach und stieß auf Konten bei 45 Schweizer Banken. Darunter die umstrittene Compagnie Bancaire Helvétique – hier soll laut der französischen Staatsanwaltschaft Jean-Marie Le Pen, der Vater der französischen Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen und Gründer des rechtsextremen Front National, sein Geld mittels einer Treuhandgesellschaft versteckt haben.
6. 400 britische Unternehmen involviert
Großbritannien spielt eine zentrale Rolle im Netzwerk der Russischen Waschmaschine. Mindestens 16 jener 21 Briefkastenfirmen, über die mehr als 20,8 Milliarden Dollar gewaschen wurden, befinden sich im Vereinigten Königreich. Mehr als 400 britische Unternehmen stehen auf der Empfängerliste des mutmaßlichen Schwarzgeldes. Gut eine halbe Milliarde Dollar davon landete auf Konten der HSBC, einer der größten Banken der Welt mit Hauptquartier in London. Unmittelbar nach der Berichterstattung des Guardian kündigte Simon Kirby, Staatssekretär im britischen Finanzministerium, Untersuchungen der britischen Behörden an.
Guardian: How 'dirty money' from Russia flooded into the UK – and where it went
Guardian: Police to examine 'Global Laundromat' money laundering allegations
Guardian: More than half the funds laundered in a major Russian scheme went via the UK
7. Die beiden größten dänischen Banken im Netz der Geldwäscher
Knapp 44,5 Millionen Dollar mutmaßliches Schwarzgeld flossen nach Dänemark – die zwei größten dänischen Banken, Nordea Bank Denmark und Danske Bank, verwalteten einen Großteil des Geldes. Der Chef der Finanzaufsichtsbehörde, Jesper Berg, kündigte aufgrund der Berichterstattung der Tageszeitung Berlingske Konsequenzen an.
8. Die Russland-USA-Connection
Mit 3,1 Millionen Dollar ist der amerikanische Werkzeughersteller Stanley Black & Decker der größte Empfänger unter US-amerikanischen Unternehmen in der Datenbank. Sprecher des Unternehmens betonen die Rechtmäßigkeit der Transaktionen. Einige andere Empfänger stünden jedoch schon länger unter Beobachtung der amerikanischen Behörden, berichtet der OCCRP-Partner Barron’s.
9. Spurensuche zwischen Seoul und London
In Südkorea macht der Elektronikkonzern Samsung Schlagzeilen: Die Niederlassung des Unternehmens in den Niederlanden hat Überweisungen in Höhe von mehr als 24 Millionen Dollar von Unternehmen der Russischen Waschmaschine erhalten, berichtet der OCCRP-Partner Newstapa. Samsung wollte dazu nicht Stellung nehmen. Die südkoreanischen Reporter sind deshalb nach London geflogen, auf der Spur jener Briefkastenfirma, von der ein großer Teil der Überweisungen kam.
10. Firmen, Banken und Behörden: Österreich wusste von nichts
5,4 Millionen Dollar, also rund 4,1 Millionen Euro, spülte die Russische Waschmaschine nach Österreich – zum Beispiel an Luftfilterhersteller, Textilfirmen, eine Wiener Privatschule und ein Vier-Sterne-Hotel in Lech am Arlberg. Die meisten Empfänger geben an, nichts vom dubiosen Ursprung des Geldes gewusst zu haben. Ob den 17 involvierten österreichischen Banken und den Behörden das mutmaßliche Schwarzgeld durchgerutscht ist, bleibt unklar: Bei den Banken heißt es „Bankgeheimnis“, bei den Behörden „Amtsgeheimnis“,