Es krachte nur wenige Tage vor der Wahl. Mitte Oktober 2017 schritten die Österreicher·innen zu den Wahlurnen und wählten die von Sebastian Kurz türkis gefärbte ÖVP erstmals auf den ersten Platz. Wenige Tage zuvor, am 7. Oktober, mitten im hitzigen Intensivwahlkampf, ist einer der prominentesten ÖVP-Politiker, Innenminister Wolfgang Sobotka, in Kärnten unterwegs.
Sein Konvoi fährt auf der Packer Bundesstraße, als der Lenker des Ministerwagens abrupt abbremst. Das nachfolgende Begleitfahrzeug mit Beamten der Cobra weicht aus, gerät auf die Gegenfahrbahn und prallt frontal auf einen entgegenkommenden Wagen: Ein Mann, 48 Jahre, und sein Sohn, 9 Jahre, werden schwer verletzt, drei Cobra-Beamte leicht.
Der Crash macht Schlagzeilen: Der Innenminister sei dienstlich unterwegs gewesen, wegen eines »Sicherheitstermins« in der Polizeidirektion Griffen, sagt ein Polizeisprecher der APA. Doch der Nationalratsabgeordnete Peter Pilz (Liste Pilz) hegt Zweifel an der Version der Polizei: Sobotka sei zum Unfallzeitpunkt nicht auf Dienstfahrt gewesen, sondern auf Wahlkampftour.
War der Innenminister in verdeckter Mission unterwegs? Nutzte er sein Amt, um Wahlkampf zu betreiben – und passierte dabei der schwere Autounfall?
Im Innenministerium reagiert man prompt: »Der Vorwurf, es habe sich um Wahlkampf gehandelt, ist alleine deshalb schon absurd, weil Wolfgang Sobotka Spitzenkandidat in Niederösterreich ist«, schreibt Sobotkas Kabinettschef Michael Kloibmüller in einer Aussendung. Auch der Minister selbst betont, er sei an diesem Tag »selbstverständlich dienstlich unterwegs« gewesen.
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