Das Beben war deutlich zu spüren. »Ihre Recherche hat für einen ordentlichen Rumpler im ganzen Haus gesorgt«, sagt ein hochrangiger ORF-Mitarbeiter am Telefon. Der Anruf kam wenige Stunden nachdem DOSSIER im September den geheimen Kommissionsbericht aufgedeckt hatte.
Wie wir in der Ausgabe »Wolfgang Sobotkas Schule der Macht« berichteten, geht es darin um das systematische Fehlverhalten von Robert Ziegler, einst Chefredakteur, später Direktor des ORF-Landesstudios Niederösterreich. Jahrelang hatte er die Berichterstattung zugunsten der ÖVP manipuliert.
Im Dezember 2022 war die Causa erstmals publik geworden, weshalb Ziegler im Februar 2023 von seiner Funktion zurücktrat – »freiwillig«, darauf legten Ziegler und ORF-Generaldirektor Roland Weißmann Wert. Der geschasste Landesdirektor bekam einen neuen Job: Er wurde Leiter der Abteilung Barrierefreiheit und Inklusion am Küniglberg.
Und der Bericht der eigens eingesetzten Kommission, die die Vorwürfe gegen ihn untersucht hatte? Der verschwand in einer Schublade von ORF-General Weißmann. Bis DOSSIER mit der Enthüllung für Unruhe in Österreichs größtem Medienhaus sorgte.
Der Stiftungsrat, das oberste Kontrollgremium des ORF, forderte Weißmann im September 2024 auf, eine Kündigung Zieglers erneut zu prüfen. Auch die Staatsanwaltschaft Sankt Pölten musste sich mit der Causa Ziegler beschäftigen – oder hätte das zumindest tun sollen, was sie aber augenscheinlich unterließ.
Und der Bericht? Der ist weiterhin unter Verschluss, weil man den Auskunftspersonen Vertraulichkeit zugesagt hat. Doch viele von ihnen – im Übrigen sind sie die wahren Held·innen der Geschichte – fordern die Veröffentlichung des Berichts. Aber der Reihe nach.
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