Die verlorene Milliardenwette

Das Land Niederösterreich spekulierte unter ­Finanzlandesrat Wolfgang Sobotka ab 2002 an den Kapitalmärkten – zu Spitzenzeiten mit rund 4,4 Milliarden Euro. Doch die ­Erträge waren mickrig, und das Vermögen schrumpfte. Sobotkas Finanzwette floppte.

Text: Ashwien Sankholkar; Illustration: Gerhard Haderer

Wolfgang Sobotkas Schule der Macht16.9.2024 

Viele Häuslbauer waren in Panik. »Vor übereilten Handlungen in Bezug auf die Finanzierung der eigenen vier Wände wird dringend abgeraten«, warnte das Land Niederösterreich via Presseaussendung im November 2008.

»Die aktuelle Situation am Finanzmarkt setzt eine fundierte Beratung und Information über die Finanzierung voraus. Aus diesem Grund bieten wir ab sofort unabhängige und kostenlose Beratung«, wird Wolfgang Sobotka, damals Finanzlandesrat, darin zitiert.

Was die im Text angepriesene Krisenhotline liefern sollte: ­»Auskunft, ob die gewählte Finanzierungsform noch tragbar ist beziehungsweise wie man zurzeit am ›sichersten‹ sein Eigenheim finanziert.« 

Im Rückblick hätte Sobotka selbst Rat auf Draht suchen sollen. Die globale Finanzkrise 2008 erschütterte auch Niederösterreich. Denn das Bundesland hatte sich mit Fondsinvestments ordentlich verzockt. Politisch verantwortlich: Wolfgang Sobotka. 

Als Niederösterreichs Landesrat (1998 bis 2016) konzertierte er zwischen 2002 und 2007 die Veranlagung von rund 4,4 Milliarden Euro in Spezialfonds. Dass die Fonds nach wenigen Jahren ihre Ziele um rund eine Milliarde verfehlten, wurde auch vom Rechnungshof gerügt. Und die Landesbank Hypo Niederösterreich wurde sogar verdächtigt, an der Vertuschung der Verluste beteiligt gewesen zu sein, weshalb Finanzmarktaufsicht und Staatsanwaltschaft ermittelten.

Die Strafverfahren dauerten viele Jahre und wurden zu Weihnachten 2017 überraschend eingestellt, einen Monat vor der niederösterreichischen Landtagswahl 2018. 

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