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Wenn Wohnen zum Luxus wird

Unter hohen Wohnkosten leiden immer breitere Schichten der Gesellschaft. Und die Lage spitzt sich weiter zu.

Wohnen12.10.2016 

Es gibt Dinge, die so selbstverständlich sind, dass man ihren Wert erst erkennt, wenn sie einmal ausfallen oder nicht mehr vorhanden sind: heißes Wasser zum Beispiel oder eine funktionierende Heizung. Oder ein Dach über dem Kopf. Immer mehr Menschen stehen auch in Österreich, einem der reichsten Länder der Welt, vor der Frage, wie sie sich das Wohnen eigentlich leisten sollen.

Der ORF-Journalist Klaus Unterberger ist dieser Frage für die Sendereihe „Menschen und Mächte“ nachgegangen. Im Auftrag des ORF durchwühlte DOSSIER Statistiken und Datenbanken rund um das Thema Wohnen. Die Datenanalyse floss in die Dokumentation „Wohnen ein Luxus? – Was wir uns leisten können“ ein. An dieser Stelle präsentieren wir wesentliche Erkenntnisse aus den Statistiken. Dabei ist eines unübersehbar: Wohnen wird zur sozialen Zukunfts- und in individueller Hinsicht auch zur Überlebensfrage.

Die Schere geht auf

Besonders deutlich wird das Problem, wenn man die Entwicklung der Einkommen mit jener der Kosten für Wohnen, Wasser und Energie vergleicht. Während das durchschnittlich verfügbare Nettoeinkommen seit 1997 bei Männern um 36 und bei Frauen um 39 Prozent anstiegen ist, schossen die Preise für Wohnen, Wasser und Energie im selben Zeitraum um 58 Prozent nach oben. Wie sich diese aufgehende Schere auf einen durchschnittlich verdienenden Mann beziehungsweise eine durchschnittliche Frau – wir nennen ihn Michael und sie Daniela – auswirkt, zeigt das nachfolgende Video.

Ob Kauf oder Miete, Wohnen wird zunehmend teurer, zuweilen für mehr und mehr Menschen unerschwinglich. Sozial Schwächere trifft das besonders hart: Die Wohnkosten fressen einen immer größeren Teil ihres verfügbaren Einkommens auf. Zudem können sich wohlhabendere Menschen eher Eigentum leisten und sind von steigenden Mietkosten im Schnitt nicht so stark betroffen wie ärmere. Ein in der Öffentlichkeit zuletzt vieldiskutiertes Thema sind Befristungen von Mietverträgen.

Befristete versus unbefristete Mieten

Die Zahlen zeigen, dass der Anteil der befristeten Mietverträge seit Jahren stetig zunimmt. War im Jahr 2005 nur jeder achte Mietvertrag in Österreich befristet, ist es zehn Jahre später schon fast jeder fünfte. Bei privaten Mietverträgen – also ohne Genossenschafts- und Gemeindewohnungen – war 2015, mit einem Anteil von über 40 Prozent, bereits fast jede zweite Wohnung befristet.

Das Thema ist unter anderem deshalb heikel, weil befristete Mietverträge deutlich teurer als unbefristete sind. 9,4 Euro pro Quadratmeter zahlte eine durchschnittliche Mieterin beziehungsweise ein durchschnittlicher Mieter mit einem befristeten Mietvertrag im Jahr 2015. Mieterinnen und Mieter, die einen unbefristeten Mietvertrags hatten, kamen mit 6,6 Euro pro Quadratmeter deutlich günstiger davon. Vermieterinnen und Vermieter bevorzugen auch deshalb befristete Verträge.

Besonders betroffen: Die Jungen und die Alten

Dass sich die Wohnungsfrage vor allem in den Städten weiter verschärfen wird, daran besteht wenig Zweifel. Aktuelle Prognosen gehen von einem starken Wachstum der Wiener Bevölkerung aus. Schon heute wächst Österreichs Hauptstadt schneller als etwa Madrid, Barcelona oder Sofia. 2025 soll Wien wieder eine Zwei-Millionen-Menschen-Stadt sein – schon einmal lebten hier so viele Menschen, im Jahr 1910.

Vor allem junge und sehr alte Menschen werden künftig leistbare Wohnungen brauchen. Die Altersgruppe der 15- bis 29-Jährigen soll von 2000 bis 2045 um fast die Hälfte, auf mehr als 410.000 Menschen ansteigen. Die Zahl der über 75-Jährigen soll sich im Vergleich zu 2000 mehr als verdoppeln. Wird auch für sie so etwas Selbstverständliches wie Wohnen in Zukunft noch leistbar sein?

Bevölkerungsentwicklung nach Altersklassen

Die Dokumentation „Wohnen ein Luxus? – Was wir uns leisten können“ von Klaus Unterberger wird am Donnerstag, dem 13. Oktober 2016 um 22.30 Uhr auf ORF 2 ausgestrahlt.