Das Dorf Mátraverebély ist mit seinen knapp 2.000 Einwohner·innen ähnlich groß wie Viktor Orbáns Heimatort Felcsút. Nur gibt es hier weder Paläste noch Stadien. Seit 2018 teilt dafür eine vierspurige Schnellstraße den Ort in zwei Teile. Auf der einen Seite leben fast nur Rom·nja – die größte ethnische Minderheit im Land, mit einer geschätzten Gesamtpopulation von etwa 500.000 Menschen. Zwischen desolaten Häusern streunen dort Straßenhunde.
Vom Dorfkern sind die Rom·nja durch die Schnellstraße abgeschnitten. Es gibt nur eine einzige Unterführung – wer die Straße oberirdisch überquert, muss mit einer Strafe von der Polizei rechnen. »Ich war schon im Gefängnis, weil ich die Strafe für das Überqueren der Straße nicht zahlen konnte. Aber mit den Kindern gehe ich da nicht durch. In der Unterführung wird man ausgeraubt, Obdachlose haben dort Sex«, sagt eine Romni auf der Westseite.
»Das ist Segregation, man will uns vom Dorf trennen«, sagt ein Rom, der ebenfalls dort wohnt. Sein Bekannter geht noch weiter: »Sie wollen das Gleiche wie Hitler und Stalin: Die Armen sollen sterben!«
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