Das Netz des Attentäters

Hatte der Attentäter von Wien Komplizen? Um diese Frage drehen sich die Ermittlungen. Fakt ist: Er war Teil eines kriminellen und jihadistischen Netzwerks, das sich über mehrere Staaten in Europa erstreckt. Allein in Österreich stehen 31 Beschuldigte im Verdacht, ihm bei der Tatplanung geholfen zu haben.

Text:Sahel Zarinfard; Datenanalyse: Johannes Saal; Visualisierung: Fabian Lang

Terror15.10.2021 

Am 16. Juli 2020 um 19:29 Uhr landet eine ­Maschine der Billigairline Wizz Air in Wien-Schwechat. Mit an Bord: zwei in Deutschland amtsbekannte Islamisten. Nach der Landung gehen sie zum Parkplatz K3, beten und »üben Tritte und Selbstverteidigungsgriffe«. Um 20:01 Uhr biegt ein blauer Ford Focus Kombi auf den Parkplatz ein. Darin das »Alphatier«, ein polizeilich bekannter IS-­Anhänger – und der Wien-Attentäter. Sie steigen aus, begrüßen ihre Gäste »mit Umarmungen und Bruderküssen«. Die Männer sind nicht allein.

Österreichs Staatsschützer sind nah dran, dokumentieren deren Verhalten in ihrem Observationsbericht. Tags zuvor trafen sich Vertreter vom Bundeskriminalamt (BKA) aus Deutschland mit ihren Kollegen vom Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), um die geplante Überwachung zu besprechen. Die österreichischen Amtskollegen sollten mithilfe der Observation Antworten auf folgende Fragen finden: Was führt die zwei Islamisten nach Wien? Mit wem treffen sie sich? Was haben sie vor? Das BVT übernimmt.

Im Rahmen der Operation ­»Portem 2« folgen Beamte den beiden Zielpersonen bis zu ihrer Rückreise am 20. Juli auf Schritt und Tritt: zu ihrer Unterkunft, in Moscheen, in Restaurants, zu Imbissständen, in Parks, in den Wurstelprater, zum Hauptbahnhof und zurück nach Wien-Schwechat.

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