Interview

»Es ist schon ein Problem der Größe«

Matthias Grün führt die Geschäfte des Bio-Landguts Esterhazy. Mit einer Anbaufläche von rund 2.300 Hektar zählt Esterhazy zu den größten Bio-Bauern des Landes. Ein Gespräch über Marktmacht, irreführende Werbung und zu billiges Fleisch.

Von Florian Skrabal

Supermärkte19.10.2020 

Seit 2011 führt Matthias Grün die Geschäfte der Pannatura GmbH, zu der auch das Bio-Landgut Esterhazy gehört. Der 42-Jährige entstammt einer Waldviertler Bauernfamilie und studierte Forst- und Holzwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien.

DOSSIER: Was ist die treibende Kraft im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel?

Matthias Grün: Das Hauptthema ist die Marktmacht mit jenseits der 80 Prozent, wo es sehr schwer ist, dagegen anzukommen. Die Initiativen des Direktvertriebs sind zwar schön, aber der Effekt ist nicht gegeben. Natürlich entstehen kleine Bäckereien et cetera, aber eine wirkliche elementare Verschiebung sehe ich nicht – das heißt, man ist in einem völligen Ungleichgewicht. Das ist ein Rad, aus dem man nicht herauskommt.

Welche Konsequenzen hat diese Marktmacht auf die Produktion beziehungsweise auf den Landwirt?

Es ist für einen normalen Betrieb de facto unmöglich, entscheidend mitzugestalten. Viele Produzenten erliegen der Versuchung, zu Konditionen zu liefern, die für sie nicht tragfähig sind. Das ist das Grundproblem. Es gibt einige Große, da zählen wir dazu, die aber zumindest mitsprechen und mitgestalten können. Wir sagen: Wir liefern nicht, wenn wir nicht mit unserem Logo ausgelobt sind. Ich stehe nicht für unser Produkt ein, um dann in irgendeiner Marketingblase aufzugehen. Für mich muss sichergestellt sein, dass es unser Produkt ist – das geht natürlich nur, weil wir einer der größten Bio-Bauern in Österreich sind. Wir wollen also entsprechend vertreten sein; auch bei Produkten, zum Beispiel beim Bio-Baguette mit der Auslobung „Esterhazy Bio-Landgut“. Insofern kann man sagen: Es ist schon ein Problem der Größe, die man überspringen muss, um auf Augenhöhe entsprechend Gehör zu finden und vernünftige Verträge zustande zu bringen. Als Kleinlieferant ist es schwierig, weil man in der Masse untergeht und marketingtechnisch ausgequetscht wird. Das stört mich, weil im Supermarkt dann mit den falschen Bildern geworben wird.

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