Könige der sicheren Wette

Der Wettanbieter gewinnt fast immer. Ist einfach so. An die große Glocke hängt man das aber nicht. Ein Blick hinter die Kulissen.

Text: Markus Hametner, Florian Skrabal; Visualisierung: Jakob Listabarth

Sportwetten13.8.2023 

Was ist eine »Surebet«? Eine Wettsituation, in der die Quoten einzelner Wettunternehmen bei ein und demselben Spiel so verteilt sind, dass man als Spieler·in mit dem gleichzeitigen Setzen auf unterschiedliche Spielausgänge in Summe einen Gewinn realisiert.

Nehmen wir als Beispiel ein ­Tennismatch: Spielerin A spielt gegen Spielerin B. Wettunternehmen 1 bietet eine Quote von 2,2 auf Sieg von Spielerin A an. Mit 100 Euro Einsatz würden 220 Euro ausbezahlt, sofern A gewinnt.

Auch Wettunternehmen 2 bietet eine Quote von 2,2, ­jedoch auf Sieg von Spielerin B. Setzt man hier 100 Euro auf B, bekommt man ebenso 220 Euro ausbezahlt. Und würde man auf beide gleich­zeitig setzen, also je 100 Euro auf A beziehungsweise auf B, wären 220 Euro und damit ein Gewinn von 20 Euro sicher, egal wer gewinnt. Das ist eine Surebet, eine sichere Wette.

Das Prinzip dahinter wird Arbitrage genannt, das Ausnutzen von Kurs- oder Preisunterschieden auf verschiedenen Märkten. Und das zu verhindern ist eine der Aufgaben von Buchmacher·innen.

»Bookies«, wie sie im Englischen genannt werden, zählen zu den mit Abstand wichtigsten Personen in Wettunternehmen. Sie müssen zwei Dinge austarieren: eine attraktive Quote, um die Kundschaft zum eigenen Angebot zu locken, und ein vergleichsweise niedriges Risiko des Wettanbieters. Wie bei Börsengeschäften geht es letztlich um die ­optimale Abstimmung der Gegenspieler Profit und Risiko.

Mithilfe von mathematischen Modellen, einer Fülle an Statistiken und rasend schnellen Computern versuchen Bookies, ihr sogenanntes Wettbuch ausgeglichen zu halten. Dafür steht ihnen neben der Quote noch ein weiteres Werkzeug zur Verfügung: das Deckeln der Wetteinsätze.

Denn Wettanbieter sind nicht gezwungen, Wettverträge ­abzuschließen. »Wenn ich ­heute sage, ich nehme keine Wette an, weil mir das Risiko zu groß ist und es in mein Wettbuch nicht hineinpasst, dann kann ich das. Es steht mir auch zu«, sagt Admiral-Geschäftsführer ­Jürgen Irsigler. Was das aus der Sicht der Wettanbieter ­bedeutet, illustriert ein von DOSSIER durchgerechnetes Beispiel: die ­Partie FK Austria Wien gegen FC Red Bull Salzburg, die am 3. Juni 2023 ausgetragen wurde (siehe Grafik).

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