Höher, schneller, weiter, krank

Eine aktuelle Studie aus dem Jänner 2024 belegt: Übermäßiger Konsum von Energydrinks macht krank, allen voran Kinder und Jugendliche. Doch die Politik scheitert vielerorts an Werbe- 
und Verkaufsbeschränkungen für Minderjährige.

Text: Sahel Zarinfard; llustration: Titas Antanas Vilkaitis

Red Bull9.4.2024 

Alkoholexzesse, vermehrter Tabakkonsum, schlechter Schlaf,eine erhöhte Gefahr von Herzrhythmusstörungen und ein signifikant erhöhter Blutdruck. Die Liste der gesundheitlichen Risiken von Energydrinks rüttelt wach. Nachzulesen ist sie in einer aktuellen Studie aus dem J­änner 2024, die im medizinischen Fachjournal ­Public Health veröffentlicht wurde.

Die Ernährungs­wissenschaftlerin Amelia Lake von der britischen ­Teesside University hat gemeinsam mit Kolleg·innen rund 60 Studien ausgewertet, um die Auswirkungen von Energydrinks auf ­Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene bis 21 Jahre zu erforschen. Für Lake sind die Ergebnisse ­wenig überraschend, seit mehr als zehn ­Jahren beschäftigt sie sich mit Energydrinks.

Der Auslöser ihres Interesses waren einst besorgte Eltern, ratlose Lehrer·innen und eine Beratungsstelle für Alkohol- und Drogenprobleme, die vermehrt mit den Folgen eines übermäßigen Energydrinkkonsums bei Minderjährigen konfrontiert waren. Auf der Suche nach Ursachen wandte sich die Beratungs­stelle unter anderem an Amelia Lake.

»Sie wollten wissen, was wir ihnen über Energydrinks sagen können«, so Lake im Gespräch mit DOSSIER. »Also haben wir getan, was Wissenschaftler·innen in so einem Fall tun: Wir haben eine Übersicht der Gesundheits­risiken erstellt, eine Studie dazu veröffentlicht und eine Infobroschüre für Eltern und Lehrer·innen gestaltet, um die akademischen Erkenntnisse in eine verständliche Sprache zu übersetzen.«

Die Ursache der gesundheitsgefährdenden Risiken ist zugleich die Zauberzutat von Energydrinks: ­Koffein. In ­einer Dose Red Bull beispielsweise sind 80 Milligramm Koffein enthalten – das ist in etwa so viel wie in einer Tasse starken Filterkaffees. Doch so ähnlich

der ­Koffeingehalt ist, so anders ist das Konsumverhalten: ­Kaffee wird ­meistens heiß und dadurch langsamer getrunken; Energy­drinks hingegen trinkt man gekühlt und rasch, nicht ­selten in Kombination mit Alkohol oder beim Sport.

Wie DOSSIER im Jahr 2021 in der Ausgabe »Red Bull – Ungesüßte Geschichten« berichtete, kann ein übermäßiger Konsum von Energydrinks mitunter fatale Schäden anrichten. Eine besonders gefährdete Gruppe sind dabei Menschen mit – noch unentdeckten – Herzkrankheiten sowie Kinder und Jugendliche.

Laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit ist eine Koffein­zufuhr von maximal drei Milligramm pro ­Kilogramm Körpergewicht am Tag für Erwachsene unbedenklich.

Wissenschaftliche Studien über den unbedenklichen Koffeingehalt für Minderjährige gibt es jedoch nicht, da Tests bei dieser Alters­gruppe aus ethischen Gründen nicht durchgeführt werden. Geht man aber von demselben Richtwert aus, sollte ein gesunder, 50 Kilogramm schwerer junger Mensch höchstens 150 Milligramm Koffein am Tag zu sich ­nehmen – eine Grenze, die bereits mit der zweiten Dose Red Bull überschritten wird.

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