Infografik

Ein Bulle sieht grün

Red Bull schreibt sich auf die Fahnen, »Nachhaltigkeit in der DNA« zu haben. Nimmt man die Dose samt Inhalt unter die Lupe, findet man mehr Widersprüche als Nachhaltiges.

Text: Nikolai Atefie; Infografik: Ulrich Frey

Red Bull12.2.2021 

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So einen Stunt muss man erst einmal hinbekommen. Für Red Bull sind extreme Aktionen nichts Ungewöhnliches, aber sich als Besitzer zweier Formel-1-Rennställe und langjähriger Veranstalter von Flugshows ein grünes Nachhaltigkeitsmäntelchen umzuhängen – dafür braucht es Nervenstärke und Marketinggeschick. Denn auch abseits benzingetränkter Events begegnet man Widersprüchen, wenn es um das Thema Umwelt geht.

Auf der Website stößt man schnell auf markige Statements wie »Wir von Red Bull sind uns der Verantwortung für unsere Welt sehr bewusst. Darum machen wir es Dir ganz einfach, Red Bull mit reinem Umweltgewissen zu trinken«. Einen Nachhaltigkeitsbericht, wie ihn heutzutage viele vergleichbar große Firmen veröffentlichen, sucht man aber vergeblich. Zumindest in den Jahresabschlüssen wird das Thema aber seit 2010 erwähnt. 

Dort steht fortan jedes Jahr ein fast identischer Absatz, der so beginnt: »Nachhaltigkeit ist seit jeher ein zentraler Bestandteil der Red-Bull-Gruppe.« Dann listet die Firma ihre Öko-Erfolge auf – und verstolpert sich dabei: 2010 behauptet Red Bull, das Gewicht der Aludose »in den vergangenen Jahren um 60 Prozent« und damit den »Rohstoffverbrauch auf ein Minimum reduziert« zu haben.

Ab 2016 wird die Formulierung allgemeiner: Das Gewicht sei »in den vergangenen Jahren signifikant reduziert« worden. Wie viel Gewicht wurde nun tatsächlich eingespart? 1988, im zweiten Verkaufsjahr von Red Bull, wog die Dose ohne Inhalt laut ­DOSSIER-Recherchen 14 Gramm. »Eine Dose wiegt nur 11 Gramm«, heftet sich Red Bull heute an die Fahne. Die Gewichtsreduktion beträgt demnach nur rund 21 Prozent – oder drei Gramm in 33 Jahren. Die Red-Bull-Dose ist damit genauso schwer wie der Behälter eines ­S-Budget-Energydrinks von Spar.

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