Die Ausraster des Felix B.

Der Sprung aus der Stratosphäre machte Felix Baumgartner weltberühmt. Seither stürzt er mit öffentlichen Aussagen immer wieder ab. Ein Schlagzeilenregister.

Text: Florian Skrabal

Red Bull12.2.2021 

Aufmacherfoto: Felix Hörhager / dpa / picturedesk.com

Felix Baumgartners Erfolgsrezept ist einfach: von sich reden machen. Ob beim Sprung von der Christusstatue in Rio de Janeiro, dem Flug über den Ärmelkanal oder seinem Sturz von Taipei 101, dem einst höchsten Gebäude der Welt, der gebürtige Salzburger ist ein Meister seines Fachs, des Basejumpings, und ein Meister der Inszenierung.

Im Oktober 2012 steht Baumgartner mit Stratos, der „Mission to the Edge of Space“, auf dem Höhepunkt seiner Karriere – und schafft etwas, was anderen nicht leichtfällt: aufzuhören. Baumgartner ist auf den Titelseiten. Baumgartner, der schnellste Mann der Welt. Baumgartner, der Teufelskerl. Ein Erfolg wie aus dem Bilderbuch, gäbe es da nicht noch die andere Seite des Felix B., die einen Schatten auf das Hochglanzbild wirft.

Gemäßigte Diktatur statt Demokratie

Nur zwei Wochen nach Stratos fällt Baumgartner mit einer Aussage im Interview mit der Kleinen Zeitung auf. Auf die Frage, ob für ihn ein Wechsel in die Politik eine Option sei, antwortet er: „Nein, man hat das am Beispiel Schwarzenegger gesehen: Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, sie sich wirklich auskennen.“

Später erklärt er gegenüber der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, die Aussage sei aus dem Zusammenhang gerissen worden. Doch nicht nur über Interviews macht Baumgartner nach seinem Karriereende als Basejumper von sich reden. Vor allem seine Einträge auf Facebook, wo ihm heute rund 1,3 Millionen Menschen folgen, sorgen für mediale Schlagzeilen.

Sympathie für Rechtsextreme

So postet er im Jänner 2016 seine Gedanken zur damaligen Flüchtlingsbewegung auf Facebook: „Ein Land, in dem Angeln ohne Angelschein bestraft wird und Menschen ohne Pass die Grenze überqueren, können nur Idioten regieren.“

Als der Red-Bull-Sender Servus TV im selben Jahr Martin Sellner, den Chef der rechtsextremen Identitären Bewegung Österreichs in eine Talkrunde einlädt, reagiert Baumgartner auf Facebook begeistert.

„Ein historischer Tag in der deutschsprachigen TV-Geschichte! Der Privatsender Servus TV traut sich als erstes Medium europaweit, einen ,Identitären‘ ins Hauptabendprogramm einzuladen“, schreibt Baumgartner in einem Posting, das er später von seiner Seite löscht – wohl aufgrund der zahlreichen Medienberichte, die er damit ausgelöst hat. 

Denn Baumgartner fand auch Lob für den Rechtsextremen: „Martin Sellner hat mich in dieser Sendung mehr überzeugt als die meisten Politiker zusammen in den vergangenen Jahren. Ein junger, intelligenter Gesprächspartner, der durch Eloquenz, Höflichkeit und mit guten Argumenten besticht – vom Rechtsradikalen keine Spur!“

Sexistische Beleidigung

Zu Ostern 2017 löste der Unterwäschehersteller Palmers empörte Reaktionen aus. Palmers präsentierte ein Sujet mit sechs knapp bekleideten Frauen, die auf einem Teppich liegen. „Unsere Osterhäschen“, schrieb das Unternehmen. Puls-4-Moderatorin Corinna Milborn kritisierte daraufhin, dass sie das Bild an die „Ästhetik eines Mädchenhändler-,Tatorts‘“ erinnere. Und das wiederum veranlasste Baumgartner zu einem sexistischen Posting.

„Schön, wenn sich zu Hause wieder einige sogar zu Ostern aufregen! Allen voran Puls-4-Infochefin und Moderatorin Corinna Milborn, bei der Figur auch kein Wunder!“, schrieb er auf Facebook. Er finde „die Mädels Weltklasse“ und würde auch ohne Fallschirm gerne mal „dazwischen reinspringen“.

Aufruf zu politischem Ungehorsam

Im Mai 2020 teilt Baumgartner gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung aus. Die Maskenpflicht müsse „dringend aufgehoben“ werden, schreibt Baumgartner auf Facebook. Seinen Wohnsitz hat er übrigens aus steuerlichen Gründen von Österreich in die Schweiz verlegt. „Lasst eure Masken fallen“, fordert Baumgartner seine Community auf und teilt ein Bild, das an ein Wahlkampfplakat der ÖVP erinnert: „Es ist Zeit. Für politischen Ungehorsam.“

Für DOSSIER war Baumgartner trotz mehrerer Anfragen nicht erreichbar. Als Athlet ist er zwar nicht mehr für Red Bull aktiv, für die Red-Bull-Fliegerstaffel The Flying Bulls geht er aber bis heute in die Luft.