Cashcow in der Corona-Krise

Der Red-Bull-Konzern verbuchte im Krisenjahr 2020 einen Rekordumsatz. Werbung und Sponsoring wurden zurückgefahren, die Dividenden hinaufgeschraubt. Spannende Details aus dem jüngsten Konzernabschluss der Red Bull GmbH.

Text: Ashwien Sankholkar

Red Bull24.11.2021 

Aufmacherbild: T.C. Pharma

Die Pandemie war im Paradekonzern kaum spürbar. „Das Geschäftsjahr 2020 war durch einen weiteren Umsatz- und einen signifikanten Gewinnanstieg gekennzeichnet“, heißt es im Lagebericht der Red Bull GmbH, der Muttergesellschaft des globalen Red-Bull-Konzerns.

Der DOSSIER vorliegende Konzernabschluss, der im November 2021 beim Firmenbuch eingereicht wurde, ist auch im Corona-Jahr eine in Zahlen gegossene Erfolgsgeschichte.

Zudem zeigt ein Blick in den Gesellschafterbeschluss, dass sich Dietrich Mateschitz und seine thailändischen Partner ein großes Stück vom Gewinnkuchen gönnten.

Red Bull veröffentlichte die Konzernzahlen nicht ganz freiwillig. Mehr als 30 Jahre Geheimniskrämerei wurden durch DOSSIER-Anträge beim Landesgericht Salzburg beendet. Das Firmenbuchgericht verordnete Red Bull mehr Transparenz in eigener Sache.

Steigende Dosenverkäufe

Konzernweit wurden mit dem Verkauf von 7,9 Milliarden Dosen im Vorjahr rund 7,6 Milliarden Euro Bruttoumsatz erwirtschaftet – um 4,6 Prozent mehr Umsatz als 2019. Trotz Erlösschmälerungen von 1,3 Milliarden Euro, etwa für Händlerrabatte, kletterten die Nettoerlöse nach oben.

Der Konzerngewinn explodierte regelrecht um 28 Prozent auf 1,6 Milliarden Euro vor Steuern. Wesentliche Gründe für die Ergebnissteigerung waren Umsatz-Boost und Marketing-Cuts.

In der Pandemie wurden Gastronomie und Events massiv eingeschränkt. Beide Bereiche sind wichtige Umsatzbringer für das Unternehmen. Offenbar konnte Red Bull die Einbußen durch steigende Handelsumsätze beispielsweise in Supermärkten ausgleichen.

Bemerkenswert ist die regionale Umsatzverteilung. Die Märkte in Europa und den USA lieferten den größten Beitrag und das höchste Wachstum.

Nettoumsatzerlöse

Regionale Zusammensetzung20192020Entwicklung
 Mio. €Mio. €Mio. €
Europa2.175,62.249,7+ 74,1
USA2.661,72.981,1+ 319,5
andere Staaten Amerika419,2341,6- 77,7
Rest der Welt810,2734,9- 75,3
Gesamt6.066,76.307,3+ 240,6

Red Bull sparte außerdem dort, wo man traditionell am meisten ausgibt: bei den Marketingausgaben, die um 187,3 Millionen auf rund 1,6 Milliarden Euro, gekürzt wurden. Zurückgefahren wurde auch das Sponsoring – um 113,4 Millionen Euro.

So erhielt die RasenBallsport Leipzig GmbH rund 75 Millionen Euro „für erbrachte Marketingleistungen“. Zum Vergleich: 2019 wurde der deutsche Fußballklub RB Leipzig mit 90,6 Millionen Euro subventioniert. RB Leipzig machte 2020 laut Red-Bull-Konzernabschluss 352 Millionen Euro Umsatz (2019: 278 Millionen Euro).

Auch beim Projekt Spielberg, wo die Geschäfte rund um den Red-Bull- Ring gebündelt sind, sparte der Konzern: 2019 gab es 14,5 Millionen Euro, ein Jahr später waren es 11,4 Millionen. Detail am Rande: Die Projekt Spielberg GmbH gehört - über Zwischengesellschaften – dem Red-Bull-Oberboss persönlich.

Marketing

Zusammensetzung20192020Entwicklung
 Mio. €Mio. €Mio. €
Werbeaufwand652,0609,1- 42,9
Sponsoring781,5668,1- 113,4
Verkaufsförderung Konsumenten106,675,3- 31,3
Verkaufsförderung Handel241,2250,4+ 9,2
Sonstige Marketingaufwendungen31,422,5- 8,9
Gesamt1.812,61.625,4- 187,3

Dietrich Mateschitz hält über die Distribution & Marketing GmbH (D&M) exakt 49 Prozent an der Red Bull GmbH. Der Rest gehört seinen thailändischen Partnern. Unterm Strich machte der Dosenriese 2020 so viel Gewinn, dass sich die Gesellschafter üppige Dividenden ausschütten konnten. 

680,5 Millionen Euro Cash für Mateschitz

„Der im Jahresabschluss zum 31.12.2020 ausgewiesene Bilanzgewinn für das Jahr 2020 beträgt 2.359.186.504,95 Euro. Der Jahresüberschuss für das Jahr 2020 beträgt 1.103.767.995,36 Euro“, heißt es im Gesellschafterbeschluss vom 30. Juni 2021. Dort wird auch die exakte Gewinnausschüttung festgelegt:

50 Prozent des Jahresüberschusses, nämlich ein Betrag von 551.883.997,68 Euro, ist an die Gesellschafter im Verhältnis ihrer Stammeinlagen auszuschütten. Ein zusätzlicher Betrag von 500.000.000,00 Euro ist an die Gesellschafter im Verhältnis ihrer Stammeinlagen auszuschütten. Ein zusätzlicher Betrag von 165.082.934,38 Euro ist an die Gesellschafterin Distribution & Marketing GmbH auszuschütten.

Fazit: Über die D&M kassierte Dietrich Mateschitz exakt 680,5 Millionen Euro Cashdividende.

Das soll kein Grund für Neid sein. Red Bull gibt sich im Vergleich zu anderen Weltkonzernen großzügig. Beim Personal wurde im Vergleich zu 2019 nicht gespart. Konzernweit wurden 2020 12.875 Mitarbeiter beschäftigt, ein Plus von 2,2 Prozent.

Auch der Fiskus darf sich freuen: Der Steueraufwand stieg konzernweit von 326,5 auf 416,9 Millionen Euro im Jahr 2020. Der effektive Konzernsteuersatz liegt bei 25,7 Prozent.

Die Covid-19-Maßnahmen der Regierung sind nicht nur das Feindbild des konzerneigenen Fernsehsenders Servus TV. Auch in der Welt von Red Bull wird die Pandemie totgeschwiegen. Sogar in den offiziellen Geschäftsabschlüssen. Ein Wort sucht man im Konzernabschluss vergeblich: Corona.