
2019 ist Heinz-Christian Strache auf dem Gipfel seiner politischen Karriere angelangt. Der FPÖ-Chef ist nicht nur Vizekanzler der Republik. Er hat etwas geschafft, das in Österreich bis dahin seinesgleichen gesucht hat: Mit seiner Facebook-Seite erreicht er fast 800.000 Menschen. Doch dann kommt Ibiza.
Der Skandal rund um das auf der Baleareninsel gedrehte Video beendet seinen Höhenflug abrupt. Er tritt zunächst als Vizekanzler, dann als Parteichef zurück. Im selben Jahr schließt ihn die FPÖ auch aus der Partei aus.
Zwischen ihm und den Freiheitlichen kommt es zum Streit um sein Facebook-Profil. Schließlich sperrt die FPÖ, die im Impressum der Seite als Medieninhaberin angeführt ist, Strache von seiner Seite aus – legt diese aber kurze Zeit später still, nachdem ihr von Facebook verwehrt worden ist, sie im Namen der Partei weiterzunutzen.
Dass Straches Profil so umkämpft war, verwundert nicht: Es ging immerhin um nicht weniger als einen der reichweitenstärksten Kommunikationskanäle des Landes.
In Österreich war »die FPÖ die erste Partei, die die Bedeutung von Social Media für die politische Mobilisierung erkannt hat«, sagt Stefan Auer vom Austrian Center for Intelligence, Propaganda and Security Studies. Er forscht zu Propaganda und Desinformation – unter anderem in sozialen Medien. Für Auer besetzt die FPÖ als Platzhirsch den digitalen Raum und kann von dieser Quasimonopolstellung nicht so schnell verdrängt werden: »Die FPÖ hat investiert in Personal, in Fähigkeiten, in Technik und sehr viel Expertise gesammelt.«
Bis heute ist sie auf Plattformen wie Facebook, Instagram und Tiktok die mit Abstand erfolgreichste österreichische Partei.
Die Freiheitlichen sind damit die rot-weiß-rote Ausprägung eines globalen Phänomens: Weltweit reüssieren insbesondere rechte Parteien in sozialen Medien. Dabei gehen Donald Trump in den USA, die AfD in Deutschland und die FPÖ in Österreich ähnlich vor, um ihre Botschaften möglichst breitenwirksam anzubringen und Anhänger·innen zu mobilisieren.
Die Übermacht der Rechten in den sozialen Medien illustriert auch ein exemplarischer Test vor der Bundestagswahl 2025 in Deutschland: Die Menschenrechtsorganisation Global Witness erstellte vor der Wahl drei neue Accounts auf Tiktok, Instagram und X, die jeweils den offiziellen Profilen der Parteien CDU, SPD, Grüne und AfD sowie deren Spitzenkandidat·innen folgten. Den Accounts wurden dann aber überwiegend Inhalte ausgespielt, die politisch rechte Positionen vertraten.
Auf Tiktok und X waren es mehr als doppelt so viele rechts- wie linksgerichtete Inhalte und auf Instagram 59 Prozent rechtsgerichtete Inhalte. Auf Tiktok und X war es zudem so, dass Content, der den Nutzer·innen empfohlen wurde, überwiegend AfD-freundlich war.
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