
Sagen wir einmal so: Man muss schon ziemlich weit ausholen, wenn man einen Überblick über die Geschichte der Pornografie geben möchte. Man landet gleich einmal in grauer Vorzeit. Bereits an den Höhlenwänden aus der Steinzeit im französischen Lascaux finden sich explizite Darstellungen von sexuellen Paarungen.
Die Bilder in der Höhle, die 1940 entdeckt wurde, sind gut 17.000 Jahre alt, und ja, man könnte jetzt einen wirklich aufregenden Bogen spannen, der durch die Jahrtausende führt. Zu den Hochkulturen in Südamerika, Nordafrika und Asien, in die Antike, ins Mittelalter und dann natürlich gleich in die Neuzeit und rein in die Gegenwart.
Dass dabei gesellschaftspolitische und kulturelle Fragen ebenso mitschwingen wie psychosoziale, ökonomische, technologische und (irgendwann auch) juristische Aspekte, macht die Diskurse, die über dieses Thema geführt werden, vielfältig und spannend. Aber auch ausufernd. Ratsam ist es daher, sich auch bei historischen Abrissen auf ein, zwei Aspekte zu konzentrieren und anderes bloß zu streifen. Es greift ja letztlich ohnehin alles irgendwie ineinander.
Ziemlich gut erforscht ist zum Beispiel die Korrelation zwischen Pornografie und Medien, vor allem Massenmedien. Als im 15. Jahrhundert der Buchdruck mit beweglichen Lettern erfunden wurde, ging parallel dazu pornografisch schön langsam die Post ab. Als dann im 18. Jahrhundert die ersten einschlägigen Kupferstiche auftauchen, die jetzt nicht nur Landschaften und Gebäude zeigen, gibt es einen neuen Schub.
Verhältnismäßig schnell reproduzierbare Bildträger kannte man bis dato nicht. Und als 1839 die Daguerreotypie vorgestellt wurde, das erste kommerziell nutzbare Fotografieverfahren, dauerte es kein Jahr, bis auch die ersten pornografischen Bilder verbreitet wurden.
Die Film- und Medienwissenschaftlerin Lisa Andergassen spricht diesbezüglich eine Wahrheit gelassen aus: »Die Fotografie hat zu einer Hochphase von pornografischem Material geführt. Und seit Filme gemacht werden, gibt es auch pornografische Filme. Ab dem Moment, wo es das eine gibt, gibt es auch das andere.« Und zwar ziemlich schnell.
Ende 1895 führten die Brüder Lumière in Paris vor, was ihr Cinématographe so alles draufhat. Das gilt gemeinhin als Geburtsstunde des Mediums Film. Bereits 1896 konnte man im (heute verschollenen) Film mit dem Titel Le Bain die erste Striptease-Szene auf der Leinwand bewundern.
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