Journalismus mit Wirkung

DOSSIER sorgt für Schlagzeilen. Im In- und Ausland. Unsere Arbeit zeigt aber auch auf anderen Ebenen Wirkung. Eine Leistungsschau.

Text: Ashwien Sankholkar

Politik und Medien17.10.2022 

Dass die Ermittler·innen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ein Verständnis für das Phänomen Inseratenkorruption entwickelten, ist auch ein Verdienst von ­DOSSIER.

Seit der Gründung vor zehn Jahren haben wir dutzende Datenauswertungen und Storys darüber veröffentlicht, wie Steuergeld durch Regierungsinserate von der Politik an Zeitungen fließt.

In der aktuellen Inseratenaffäre rund um Ex-Kanzler ­Sebastian Kurz (ÖVP) hat die Justiz darauf zurückgegriffen, wie ein »Amtsvermerk bezüglich ­Hinweise auf Käuflichkeit der Berichterstattung« vom 1. September 2021 zeigt. Darin stützt sich die WKStA bei den Ermittlungen rund um das Beinschab-­Österreich-Tool auch auf ­DOSSIER-Recherchen.

Das ist kein Einzelfall.

Unsere journalistische Arbeit wirkt. Mit gründlich recherchierten Informationen wollen wir gesellschaftliche Missstände und Korruption sichtbar machen und zu deren Beseitigung beitragen. Neben Zitierungen in Print, Funk und Fernsehen zeigt sich die ­DOSSIER-Wirkung auf unterschiedliche Weise.

Unser Impact

Asylheime: Im Sommer 2013 klapperten wir hunderte Asylunterkünfte in Niederösterreich, Salzburg und dem Burgenland ab und dokumentierten Missstände, vom Schimmelbefall im Sanitärbereich über die Verteilung von zum Teil verdorbenen Lebensmitteln bis hin zum offenen Rassismus. Das wirkte sich mancherorts aus, etwa in Niederösterreich, wo Qualitätskontrollen verstärkt wurden.

Akte Sailer: Mit der Aufarbeitung der (dunklen) Vergangenheit von Toni Sailer wagten wir uns in eine Tabuzone. Dass Österreichs Skiheld in den 1970er-Jahren in einen Missbrauchsfall verwickelt war, wurde jahrzehntelang totgeschwiegen. Wir enthüllten die zweifelhafte Rolle der Medien in diesem Zusammenhang und wie der Skandal unter Bundeskanzler Bruno Kreisky (SPÖ) vertuscht wurde. 2021 feierte das Theaterstück Heldenplätze, das auf unseren Recherchen aufbaut, im Volkstheater Wien Premiere. Wegen des großen Erfolgs wird es im Oktober 2022 wiederaufgeführt.

»Krone«-Schlagzeilen: Elf Journalist·innen und mehr als 300 Arbeitsstunden waren nötig, um sämtliche Schlagzeilen der Krone-Titelseiten vom Gründungsjahr 1959 bis 2018 zu erheben. Diesen Datenschatz stellten wir der Akademie der Wissenschaften zur Verfügung. 2022 floss die erste wissenschaftliche Auswertung in den Beitrag »Die Medizin in den Schlagzeilen der ›Kronen Zeitung‹ 1959 bis 2019« ein und wurde im Sammelband Medizin in Wien nach 1945 veröffentlicht.

Red Bull: Dietrich Mateschitz ist bekannt für seine Diskretion. Für den DOSSIER-Schwerpunkt über sein Energydrink-Imperium beantragten wir Ende 2020 die Offenlegung der Konzernabschlüsse von Red Bull sowie von Mateschitz’ Privatfirma Distribution & Marketing GmbH. Entgegen rechtlichen Vorgaben hatte Mateschitz diese jahrzehntelang nicht abgeliefert. Unsere Anfrage beim Firmenbuchgericht Salzburg lüftete den Schleier der Intransparenz.

OMV: Über fragwürdige Vorgänge in der teilstaatlichen OMV berichtet DOSSIER seit Mai 2020. Rainer Seele wurde aufgrund von DOSSIER-Artikeln nicht mehr für eine Vertragsverlängerung als Vorstandsvorsitzender in Betracht gezogen beziehungsweise wurde ihm im Zuge der Hauptversammlung im Juni 2022 die Entlastung für das Geschäftsjahr 2021 verweigert – ein in der OMV-Geschichte einzigartiger Vorgang.

Pornhub: Im Mai 2021 enthüllten wir den geheimnisvollen Mehrheitseigentümer des weltgrößten Pornokonzerns Mindgeek. Mit Pornhub, Youporn und Co verdiente der Oberösterreicher Bernd Bergmair ein Vermögen. Wegen der DOSSIER-Recherchen muss er sich nun vor US-Gerichten erklären. Zahlreiche Geschädigte von Pornhub haben Mindgeek und Co geklagt.

Krankenhäuser: Die Personalnot in den Spitälern ist längst zur Gefahr für Patient·innen geworden. In mühevoller Kleinarbeit dokumentierte DOSSIER im Frühjahr 2022 mehr als 350 Gefährdungsanzeigen und konfrontierte damit Krankenhausdirektionen, Pflegeleitungen und Gewerkschaften. Das zwingt Krankenhausbetreiber·innen und Gesundheitspolitiker·innen zum Handeln. Es ist der erste Schritt auf einem ­langen Weg, um schwere Missstände in der Pflege zu beheben.