Neun Schätze

Seit Jahren stehen die ORF-Landesstudios in der öffentlichen Kritik. Nicht nur vonseiten der politischen Opposition ist spöttisch vom »Landeshauptleute-TV« die Rede. Ausflug aufs Land, in einen Mikrokosmos, der für den ORF ebenso wichtig wie gefährlich ist.

Text: Florian Skrabal

ORF27.3.2023 

Küniglberg, wir haben ein Problem. Als ORF Niederösterreich Mitte Dezember 2022 unfreiwillig nationale Schlagzeilen machte, herrschte nicht nur in St. Pölten Alarmstufe Rot. Bis ins ORF-Zentrum am Küniglberg in Wien war man im Krisenmodus.

»Wie die ÖVP Niederösterreich ›ihren ORF‹ dirigiert«, titelte die Presse. Von einer »Mission Mikl-Leitner« schrieb der Standard. Und Spiegel onlineberichtete nach Deutschland: »Österreichs Konservative und der ORF, das filzt.«

Chats, E-Mails und andere interne Dokumente ließen tief ins Innere des Maschinenraums des ORF Niederösterreich blicken – und offenbarten ein desaströses Bild: Das Landesstudio spielte, was sich die ÖVP Nieder­österreich wünschte.

Es war Message-Control vom Feinsten, willfährig orchestriert und umgesetzt vom mittlerweile abgelösten ORF-Landesdirektor Robert Ziegler, der von 2015 bis 2021 Chefredakteur gewesen war. Belanglose Storys gingen on air, beispielsweise dass Niederösterreichs Landeshauptfrau die Patenschaft für einen Braunbären übernommen hatte.

Gleichzeitig wurden kritische Berichte im Sinne der Partei, aber auch von großen Unternehmen wie der Raiffeisen Niederösterreich-Wien zurechtgestutzt. Von unabhängigem Journalismus gemäß dem gesetzlich vorgeschriebenen öffentlich-rechtlichen Auftrag keine Spur.

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