Die Rache des Archivs

Der ORF rückt Archivmaterial nur heraus, wenn es ihm passt: Beiträge des Generaldirektors Roland Weißmann aus seiner Zeit als Journalist bei ORF Niederösterreich durfte DOSSIER nicht verwenden.

Text: Florian Skrabal; Illustration: Daniel Seex

ORF27.3.2023 

Unsere Recherche führte uns ins Archiv – wohin sonst? Niemand in Österreich sitzt auf einem größeren audiovisuellen Schatz als der ORF. Das multimediale Archiv des Öffentlich-Rechtlichen umfasst mehr als eine Million Stunden Film-, ­Video- und Audiomaterial. Und es wächst. Nicht nur, weil laufend neues Material dazukommt, sondern auch, weil historische Bestände digitalisiert werden.

Das ORF-Archiv ist ein Kulturgut und rechtlich im Bundesarchivgesetz verankert. Zugang hat jeder Mensch über sogenannte ­Recherche-Stationen, die an Universitäts­bibliotheken im Land verteilt sind – vor Ort kann man sich alte Beiträge, etwa vom heutigen ORF-Chef Roland Weißmann, ansehen: seinen ersten Bericht, jenen vom niederösterreichischen Jugendlandtag aus dem Jahr 1995. Oder sein Porträt anlässlich von Erwin Prölls 60. Geburtstag. All das gibt es im ORF-­Archiv zu entdecken. 

Alte Beiträge des ORF-Landesstudios Niederösterreich, in dem Weißmann journalistisch geprägt wurde, sind sehenswert – vor allem aus heutiger Sicht. Wie auch jene über den niederösterreichischen Glücksspielkonzern ­Novomatic, der in den 1990er-Jahren gerade expandierte. Auch die jüngst medial thematisierte Jubelberichterstattung über die ÖVP Niederösterreich lässt sich im Archiv studieren. Vieles davon ist für DOSSIER journalistisch interessant, weshalb wir unserem Publikum Ausschnitte daraus zeigen wollten. Doch der ORF verweigerte die Heraus­gabe des Materials. Nicht zum ersten Mal.

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