Inside ÖSV

Der ÖSV ist der erfolgreichste, reichste und wohl undurchsichtigste Skiverband der Welt. Kein Außenstehender weiß, wie hoch sein Budget ist und was damit passiert – trotz Förderungen in Millionenhöhe. Ein Blick ins Innere einer mysteriösen und rücksichtslosen Geldmaschine. Oder: in fünf Schritten zum Erfolg.

Text: Johann Skocek, Florian Skrabal; Mitarbeit: Johannes Pressler

ÖSV17.6.2021 

Aufmacherbild: JFK / EXPA / picturedesk.com, Artwork: DOSSIER

Drei Jahrzehnte lang diktierten zwei weiße und zuletzt ziemlich alte Männer die Geschäfte des Österreichischen Skiverbands (ÖSV): Peter Schröcksnadel (*1941), der Unternehmer und Werbeprofi als Präsident an der Spitze. Klaus Leistner (*1945), der Jurist des Verbandes, der Langzeitgeneralsekretär und des Präsidenten rechte Hand. Ein kongeniales Duo oder doch eher Komplizen?

Klaus Leistner hatte das Gespür für das Rechtliche. Er erkannte, dass der Internationale Skiverband (FIS) dem ÖSV das nationale Monopol auf die Vermarktung seiner Events einräumt.

Damit bekam der Verband Zugang zu einer Geldquelle, die Jahr für Jahr Millionen Euro einträgt. Leistner ersparte dem Verband aber auch Ausgaben, indem er vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern keine ordentlichen Dienstverträge ausstellte. 

Der Self-Made-Millionär Schröcksnadel wiederum hatte die Nase fürs Geschäft. Er hatte die Vision, den ÖSV und dessen Athletinnen wie Athleten als Produkte zu begreifen, die sich vermarkten lassen. Er zog Werbekunden an Land, holte die größten Medien des Landes ins Team und verstand es, die Politik so zu bedienen, dass diese willig die Fördertöpfe öffnete.

Während Leistner vom ÖSV mehrere hunderttausend Euro im Jahr an Gehalt kassierte, schaffte es Schröcksnadel, aus seiner ehrenamtlichen Tätigkeit wie kein Zweiter zu profitieren.

Er verknüpfte die Monopolstellung des nationalen Sportverbandes ÖSV mit jener seiner Firmen Sitour und Feratel. Die Geschichte des Verbandes und des skinärrischen Unternehmers ist auch eine des parallel verlaufenden Erfolgs.

Gemeinsam machte das Duo Schröcksnadel und Leistner aus einem verstaubten Verein mit Geldschwierigkeiten eine Maschine, die am laufenden Band Medaillen und Millionen abwirft – ohne Rücksicht und ohne dafür Rechenschaft abzulegen.

Athletinnen mussten spuren, wenn es um ihre Karrieren und um Sponsoren ging. Mitarbeiter waren gezwungen, sich mit Werkverträgen abzufinden, obgleich sie die Voraussetzungen für eine Anstellung erfüllt haben dürften; und der Steuerzahler wurde nach dem Motto zur Kasse gebeten: Kosten sozialisieren, Gewinne privatisieren. 

Drei Jahrzehnte lang hat das System funktioniert. Wie Schröcksnadel aus einem Sportverband eine Geldmaschine formte, erklären wir in fünf Schritten.

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