Glanz und Finsternis

Vor drei Jahren sprach eine von Waltraud Klasnic geleitete Kommission den ÖSV von Vorwürfen des systematischen Machtmissbrauchs frei. Doch der Abschlussbericht ist geschönt, und der ÖSV hat aus Fehlern wenig gelernt.

Text: Johann Skocek, Illustration: Ūla Šveikauskaitė

ÖSV17.6.2021 

Innsbruck, Sonntag, der 26. Jänner 1975, Winternachmittag nach der Weltcupabfahrt auf dem Patscherkofel. Franz Klammer (1:55,78) hat vor Bernhard Russi (SUI) gewonnen, die Stadt, das Land sind in Feiertagslaune. Eine Gruppe 14-jähriger Mädchen macht auf der Heimreise in einem Hotel in Igls noch einen Zwischenstopp, um den Tag mit einem Apfelsaft gebührend abzuschließen. 

Vom Nebentisch winkt ein junger Mann und lädt die Schülerinnen ein, sich zu ihm und seinen Begleitern zu setzen. Toni Sailer, Charly Kahr, Sportler, Betreuer und die Schülerinnen lachen und trinken. Eines der Mädchen von damals hat sich DOSSIER anvertraut. Bis heute könne sie sich an die Gesichter und Namen der „Nationalhelden“ erinnern. Ihre Eltern sind Bewunderer von Toni Sailer – und jetzt sitzt er neben ihr und stellt ein Weinglas vor sie hin. 

Doch sie trinkt keinen Alkohol, stößt nur an mit ihrem Idol. Wenn sie ihn auf sein Zimmer begleite, sagt er, könnte er ihr eine Autogrammkarte für die Eltern mitgeben. Das deutsche Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat die Geschichte der Frau, nennen wir sie auch Franziska Fuchs, am 19. Oktober 2018 erzählt.

Doch nicht mit all den brutalen Einzelheiten, die DOSSIER vorliegen. Anton Sailer, Österreichs Jahrhundertsportler, hat sie als Kind vergewaltigt, sagt sie.

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