Porträt

Aufstieg auf den Gipfel

Einst bot Peter Schröcksnadel als wandernder Vertreter in Skiorten Pistenmarkierungen und Lawinensonden feil. Wie aus dem Schneidersohn der mächtigste Sportfunktionär des Landes wurde.

Text: Johann Skocek

ÖSV17.6.2021 

Aufmacherbild: EXPA / picturedesk.com

Wer den Unternehmer und ehemaligen ÖSV-Präsidenten verstehen will, schaut sich am besten den aufstrebenden Peter Schröcksnadel an. In der ORF-Dokumentation Der Tausendsassa (2004) erklärt er in einer Szene in den Produktionsräumen seiner Firma Sitour die Herstellung der Pistentafeln und Panoramakarten. Er erzählt von den ersten Versuchen, mit seiner Lawinensonde mit Liftunternehmen ins Geschäft zu kommen. Die schwarzen Haare sind zu einer Art Helm getürmt, die Augen fixieren den Gesprächspartner, die Mundwinkel zeigen einen leisen spöttischen Aufwärtsschwung. 

Die ORF-Doku reiht Phrasen und Phasen von Erfolg und idyllische Bilder von winterlichen Bergen und sommerlichen Flüssen aneinander. Schröcksnadel fährt Ski, Schröcksnadel steht in einem kanadischen Fluss und schwärmt von der Fliegenfischerei, einem seiner liebsten Hobbys. Eine zeit- und raumübergreifende Harmonie aus Mensch und Umwelt wird suggeriert, als folge Schröcksnadels Reise an die Spitze einer quasi naturgesetzlichen Logik.

Die Allegorie von Skilauf und Siegeslauf tritt im Juni 2021 ab. Nach 31 Jahren wird ein anderer, der steirische ÖVP-Nationalrat und Manager Karl Schmidhofer, ÖSV-Präsident. Schröcksnadel versuchte wochenlang, die ihm genehme Kandidatin Renate Götschl auf den ÖSV-Präsidentensessel hieven zu lassen – und scheiterte.

Wer ist der Mann, der demnächst 80 Jahre alt wird? Und warum tut er sich mit dem Loslassen so schwer? Eine Erklärung liefert sein Lebenswerk: die weltweit einzigartige Symbiose aus nationalem Sportverband, dem ÖSV, und seinen privaten Geschäften. Sie machte den ÖSV reich, brachte ihm ein Vermögen ein und machte ihn zum wohl einflussreichsten Sportfunktionär des Landes. Bei der Darstellung seiner Geschichte bedient er sich am liebsten gefälliger Journalisten. Mit DOSSIER hat er trotz zahlreicher Versuche kein einziges Mal gesprochen.

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