Hans Dichand schaut gebannt auf den Fernseher. Er sieht seine Redakteure auf dem Schirm, sieht, wie sie Meldungen zu Sensationen zuspitzen, und hört seinen Außenpolitikressortleiter erklären, wie die Schlagzeile auf der Titelseite zu verstehen ist – als „scharfer Ordnungsruf“ an die Politik. Sein Dichter Wolf Martin, der bereits seit etlichen Jahren für die Krone „in den Wind“ reimt, hält vier Bände von Adolf Hitlers gesammelten Reden und selbstgemalte Bilder mit angedeutetem Hakenkreuz in die Kamera. Und Dichand sieht sich selbst; wie er als Chef des Hauses in der Hofburg an einem goldverzierten Marmortisch sitzt und bei Kaffee und Gugelhupf mit Bundespräsident Thomas Klestil über ihr beider Missfallen an der neuen Regierung unter Kanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) plaudert.
Nach 58 Minuten ist die Privatvorführung des Films zu Ende. Es herrscht Schweigen im obersten Stockwerk des Krone-Turms. Dichand ist not amused. Zwei junge Frauen hatten Österreichs mächtigsten Verleger und seine Mitarbeiter auf dem falschen Fuß erwischt.
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