Wenn es im Diesseits Probleme gibt, rufen gläubige Menschen gerne Heilige zu Hilfe, etwa die Heilige Hemma von Gurk. Die adelige Dame, die vor etwas mehr als 1.000 Jahren im Herzogtum Kärnten gewirkt hat, ist in erster Linie Schutzpatronin der Diözese Gurk-Klagenfurt und des Bundeslandes. Das ist durchaus logisch. Hemma stiftete Kirchen, gründete Klöster und vermachte ihr beträchtliches Vermögen der Kirche, die noch heute davon zehrt. Gläubige suchen Hemmas Hilfe auch in spezifischeren Angelegenheiten. Mit dem Hemma-Ring, angeblich eine Reliquie aus dem persönlichen Nachlass der Heiligen, wird der Augensegen gespendet – damit die Sehkraft erhalten bleibe. Dabei geht es auch um die Kraft und den Mut, im Alltag Dinge genauer zu betrachten und Unangenehmes beim Namen zu nennen.
Angesprochen auf die Doppeldeutigkeit des Hemma’schen Augensegens, muss Engelbert Guggenberger lachen. Er ist sich der Ironie dahinter bewusst. Der 66-jährige Kärntner ist Dompropst der Diözese Gurk-Klagenfurt. Bis Anfang Juli 2019 war er Diözesanadministrator und somit interimistischer Leiter der Diözese. Das ist jetzt vorbei, denn Guggenberger hat in seiner einjährigen Amtszeit als bischöflicher Statthalter für viele zu genau hingeschaut. Sein letzter Chef, der jetzige St. Pöltner Bischof Alois Schwarz, hat in den 17 Jahren seines Wirkens viel verbrannte Erde hinterlassen und das Kärntner Kirchenschiff gehörig ins Schwanken gebracht. Dennoch stellt Guggenberger klar: »Wir haben keine Krise in der katholischen Kirche Kärnten, wir haben eine Causa Schwarz.« Und die gehört aufgearbeitet. Aber was ist da im Süden genau passiert?
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