Seit Juni 2011 führt die Staatsanwaltschaft Wien das Ermittlungsverfahren "Strafsache gegen Werner Faymann", Geschäftszahl 037 32 St 41/11x. In der Geschichte der Zweiten Republik ist Werner Faymann der erste amtierende Bundeskanzler gegen den strafrechtlich ermittelt wird. Es stehen der Verdacht der Untreue und des Amtsmissbrauches im Raum.
Werner Faymann soll in seiner Zeit als Verkehrsminister (2007 bis 2008) über die Köpfe der Vorstände der staatseigenen Betriebe Österreichische Bundesbahnen (ÖBB) und ASFINAG Inserate für verschiedene Medien bestellt haben. DOSSIER nimmt Abstand davon aus Akten des Strafverfahrens zu zitieren, da die Ermittlungen noch nicht abgeschlossen sind.
DOSSIER ist im Zuge seiner Recherchen auf etwas anderes gestoßen: den Faktor Faymann. Dieser verhält sich wie ein Multiplikator und kommt in zwei Grafiken deutlich zum Ausdruck.
Werbeausgaben der MA 50
Die oben stehende Grafik zeigt den Verlauf der Werbeausgaben der Magistratsabteilung 50 (Wohnbauförderung). Diese fällt in das Ressort des jeweiligen amtsführenden Wohnbaustadtrates der Stadt Wien. In der Zeit von 1994 bis 2006 hatte Werner Faymann dieses politische Amt inne. Lagen die Ausgaben für Werbung der MA 50 im Jahr 2003 noch bei rund 415.000 Euro, stiegen sie 2004 um das 5,9-Fache an. Im selben Jahr wurde die Gratistageszeitung Heute gegründet.
Anzeigenverlauf des Bundeskanzleramtes in "Heute"
Da DOSSIER alle Inserate im Zeitraum 6. September 2004 bis 31. Dezember 2011 in der Gratistageszeitung Heute erhoben und ausgewertet hat, lassen sich auch Aussagen über das Schaltverhalten des Bundeskanzleramtes (BKA) treffen. Diese Grafik zeigt den Anzeigenverlauf des BKA. Im Jahr 2009, dem ersten Jahr von Werner Faymanns Amtszeit als Bundeskanzler, steigt die Anzahl der geschalteten Inserate von 6,5 Seiten (2008) auf 27,625 Seiten an. Der Faktor Faymann liegt in diesem Fall bei 4,25.