Das Rennen des Wolfgang Sobotka

Die Ministerien schalteten im Wahlkampf mehr Werbung als die Parteien.

Von Peter Sim und Florian Skrabal

Inserate13.10.2017 

Sechs Wochen, sechs Tageszeitungen. Das Inseraterennen zur Nationalratswahl 2017 ist entschieden: Österreichs Bundesregierung schaltete mehr Inserate als die wahlwerbenden Parteien zusammen.

Ministerien und Kanzleramt schalteten in den vergangenen 42 Tagen Anzeigen mit einem Bruttowerbewert von fast drei Millionen Euro - nur in den Zeitungen Krone, Heute, ÖsterreichKurierStandard und Presse. Zum Vergleich: Die wahlwerbenden Parteien kamen im selben Zeitraum und in denselben Zeitungen auf 1,8 Millionen Euro.

Rot geht in Führung ...

Regierungsinserate im Wahlkampf sind nichts Neues, wie DOSSIER-Erhebungen der Nationalratswahlen 2006 und 2008 sowie die Medientransparenzdaten 2013 zeigen. Diese Mal legten SPÖ-geführte Ministerien vor. Das Verteidigungsministerium informierte etwa über das Bundesheer, das Frauenministerium schaltete Inserate gegen Gewalt gegen Frauen. Das Verkehrsministerium machte darauf aufmerksam, wie wichtig die Sicherheit auf dem Schulweg ist. Nach drei Wochen lagen die roten Pferdchen allesamt vor den schwarzen.

Doch dann wendete sich das Blatt. Sehen Sie selbst.

... Sobotka gewinnt.

Das Innenministerium (BMI) unter Wolfgang Sobotka (ÖVP) startete eine rasante Aufholjagd, mit Wahlinformationen über Vorzugsstimmen und die Briefwahl. Anzeigen im Bruttowert von 485.563 Euro sicherten dem BMI schließlich den Sieg vor dem Finanz- (BMF) und dem zur Halbzeit führenden Verteidigungsministerium (BMLVS).

Insgesamt haben die SPÖ-geführten Ministerien am Ende die Nase vorn: 53 Prozent des Bruttowerbewerts der Regierungsinserate entfielen auf sie, 47 Prozent auf ÖVP-geführte Ressorts. Christian Kerns Bundeskanzleramt (SPÖ) holte sich mit 256.897 Euro Platz sechs, Sebastian Kurz' Außenministerium (ÖVP) kam auf 106.102 Euro Bruttowerbewert und machte den zehnten Platz. Nur ein Ministerium verweigerte die Teilnahme am Rennen und schaltete nicht eine Anzeige: das Justizministerium. 

Quelle: DOSSIER-Erhebung 1.9. bis 12.10.2017