Der Abgang des Chefredakteurs

Wurde Heute-Chefredakteur Ainetter ein kritischer Bericht über die SPÖ zum Verhängnis?

Gratiszeitung Heute9.9.2014 

Das Jahr 2011, sieben Jahre Heute. Im März wechselt erstmals der Chefredakteur der Gratiszeitung. Nach Differenzen mit der Geschäftsführung nutzt Richard Schmitt sein Rückkehrrecht und geht zu einem früheren Arbeitgeber zurück, der Kronen Zeitung. Wolfgang Ainetter folgt Schmitt nach. Ainetter leitete zuvor das Ressort „Nachrichten” beim deutschen Boulevardriesen Bild. Nach nur acht Monaten verkündet auch er seinen Abgang. Offiziell heißt es: Inhaltliche Differenzen zwischen ihm, dem Chefredakteur, und der Geschäftsführung beim Layout und der Kennzeichnung von Inseraten. Aber war das alles? Ainetters Ausscheiden fällt in eine Zeit, in der Medien gerade über „Faymanns falsche Freunde” berichten. Ein Abgang in sechs Schritten. Die Fortsetzung folgt unter der Chronologie. 

Reicht der Einfluss der SPÖ bis in die Heute-Redaktion? Wurde eine für den SPÖ-Parteivorsitzenden brisante Geschichte abgedreht? Bis heute will Wolfgang Ainetter, der heute die Redaktion der Nachrichtenillustrierten News leitet, kein Interview zu den Ereignissen des 23. November 2011 geben.

Am 7. Februar 2012 gab Heute-Herausgeberin Eva Dichand dem Branchenmagazin medianet ein Interview.

medianet:

Es gab Gerüchte, der nun abgesetzte Wolfgang Ainetter hätte zu SPÖ-kritisch agiert?

Dichand:

Das stimmt nicht. Da wird uns jahrelang vorgeworfen, wir sind zu SPÖ-nah, dann schreibt man was SPÖ-Kritisches, das passt auch nicht. Man muss sich mal entscheiden, in welches Eck man uns stellt. Heute wurde uns zu Bild-ähnlich. Wir möchten uns qualitativ aber ganz deutlich davon abgrenzen.

Ainetters Reaktion folgte prompt: „Ich lege Wert auf folgende Feststellung“, schrieb er tags darauf online unter das Interview: „Die einvernehmliche Trennung kam auf meine Initiative zusammen. Grund: Unabhängiger, kritischer Journalismus wäre aus meiner Sicht nicht mehr möglich gewesen. Bei den Gesprächen mit der Geschäftsführung ging es nie um die Frage der Qualität, sondern immer um die Frage von politischer und ökonomischer Einflussnahme auf die Redaktion. Dafür gibt es Zeugen.“