Editorial

Österreichs Wunderwaffe

Glock: Eine Recherche zu Österreichs mächtigem Pistolenproduzenten.

Von Georg Eckelsberger

Glock22.9.2018 

Ich glaube nicht, dass man den Film unbedingt in Deutsch-Wagram zeigen und damit vielleicht einen der stärksten Arbeitgeber verärgern muss.

Der Dokumentarfilm, über den Franz Spehn, ÖVP-Kulturstadtrat in Deutsch-Wagram in Niederösterreich, spricht, heißt Weapon of Choice und kommt dieser Tage in Österreichs Kinos. Es geht darin um ein österreichisches Erfolgsprodukt, die wahrscheinlich bekannteste Pistole der Welt: die Glock.

Spehn hat den Film nicht gesehen. Es reicht ihm, gehört zu haben, dass die Firma Glock darin kritisch beleuchtet wird. In Deutsch-Wagram, wo die Glock-Firmenzentrale steht und der weltweite Erfolg seinen Anfang nahm, wird Weapon of Choice nicht gezeigt. Eine eigenständige Entscheidung des Kinobesitzers, wie es heißt.

Dabei hätte wohl auch die Deutsch-Wagramer Bevölkerung noch Neues über den – nicht nur hier – so einflussreichen Weltkonzern und dessen berühmt-berüchtigten Gründer Gaston Glock erfahren können. Denn beide meiden die Öffentlichkeit, reagieren auf Fragen meist gar nicht und auf kritische Berichte empfindlich.

DOSSIER-Redakteurin Sahel Zarinfard war in der Anfangsphase Teil des Teams hinter Weapon of Choice: Filmemacher Fritz Ofner folgt darin dem Weg der Waffe von Niederösterreich in die USA und den Nahen Osten und trifft ehemalige Mitarbeiter, Kritiker und vor allem Glock-Enthusiasten – auf beiden Seiten des Gesetzes.

Der lange Arm von Glock

Anlässlich des Kinostarts liefert DOSSIER in Kooperation mit Der Standard nun einen Schwerpunkt zu dem mächtigen Waffenkonzern.

Unsere Recherchen führten uns nach Kärnten, wo der 89-jährige Pistolenerfinder Gaston Glock lebt. In Treffen am Ossiacher See ließ er für seine 52 Jahre jüngere, zweite Ehefrau Kathrin ein Pferdesportzentrum errichten.

Dorthin laden die Glocks regelmäßig nicht nur internationale Stars wie Rod Stewart oder John Travolta ein – sondern jüngst auch drei FPÖ-Regierungsmitglieder. Die Öffentlichkeit sollte davon nichts erfahren.

Wie nahe sich die FPÖ und die Firma Glock stehen und welche politischen Interessen dahinterstecken könnten, lesen Sie in Drei Minister für Glock.

Wenn Sie in Zeitungen etwas über Glock lesen, hat das selten mit Schusswaffen, dafür oft mit kranken Tieren oder Kindern zu tun. Wie Glock einen Bruchteil der Millionengewinne aus dem Waffengeschäft spendet und dafür ein sauberes Image bekommt, lesen Sie in Treffsichere Spenden.

Als unsere Redakteure Sahel Zarinfard und Peter Sim vor Ort in Kärnten recherchierten, bekamen sie es mit Männern in Schwarz zu tun – und einen Eindruck davon, wie wenig Interesse Glock an kritischer Berichterstattung hat.

Großes Interesse dürfte Glock indes an zwei Vorhaben der aktuellen Bundesregierung haben: Wie Türkis-Blau dabei der Waffenindustrie in die Hände spielen könnte, lesen Sie in Die Waffen der Abgeordneten.

Im Interview mit Politikberater Thomas Hofer gehen wir der Frage nach, warum die FPÖ laufend mit dem Thema Waffen kokettiert und das Schießen von der Parteispitze bis zu den Bezirks- und Ortsgruppen eine Rolle spielt.