Blauer Schmauch

Die FPÖ setzt seit Jahren auf das Thema Waffen. Warum? Politikberater Thomas Hofer im Gespräch.

Von Georg Eckelsberger

Glock22.9.2018 

FPÖ-Generalsekretär Harald Vilimsky hat eine. FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache auch. Ebenso wie Wiens FPÖ-Vizebürgermeister Johann Gudenus – und nicht zu vergessen FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer, der mitten im Präsidentschaftswahlkampf 2016 verkündete, sich eine Glock besorgt zu haben.

DOSSIER hat mit Politikberater Thomas Hofer darüber gesprochen, warum die FPÖ laufend mit dem Thema Waffen kokettiert und das Schießen von der Parteispitze bis zu den Bezirks- und Ortsgruppen eine Rolle spielt.

Thomas Hofer (44) ist Politikberater und Buchautor in Wien. Hofer arbeitete als Journalist, unter anderem für Profil und Falter. 2005 promovierte er an der Universität Wien in Kommunikationswissenschaften und ist seit 2008 Geschäftsführer der Politikberatungsagentur H&P Public Affairs GmbH.   

DOSSIER: Herr Hofer, was hat die FPÖ davon?

Thomas Hofer: Von der Zielgruppe her kann man das zugespitzt „Testosteronpolitik“ nennen. Die FPÖ ist eine männlich dominierte Partei. Mit Themen wie Tempo 140, Rauchen und Waffen bedient sie ihre Klientel. Man will die freie Fahrt für freie Bürger, Freiheit für Raucher und pflegt insgesamt den Antiverbotsgeist – der gilt aber natürlich nicht bei der Burka. Die betrifft ja aber auch keine FP-Zielgruppen.

Haben rechte Parteien tendenziell ein Faible für Waffen?

Es gibt eine gewisse Affinität von rechtspopulistischen Parteien zu Waffen. Das lässt sich auf das Gesellschaftsbild zurückführen. Waffen werden rechts der Mitte insgesamt eher als Gebrauchsgegenstand oder Mittel zur Selbstbestimmung gesehen, sind eher normal als bei Parteien links der Mitte.

Das sieht man bei der FPÖ und auch bei der ÖVP dann, wenn es etwa um die Jagd geht. Bei Norbert Hofer waren Waffen im Präsidentschaftswahlkampf auch ein Thema, er hat aber auch gemerkt, dass man das nicht zu stark betonen sollte. Die FPÖ weiß, dass Österreich nicht Amerika ist. „Die Bewaffnung der Bevölkerung“ funktioniert hier nicht, man muss sensibler vorgehen.

Worin liegt der Unterschied zu den USA? 

Von der Intensität der Liebe zur Waffe ist der Unterschied etwa zwischen den Republikanern und der FPÖ gewaltig. Das ist ähnlich wie bei der sozialen Sicherheit: ein ganz anderer Diskurs in den USA und in Österreich. Die FPÖ wird nicht fordern, Lehrer zu bewaffnen, um gegen Terror in der Schule gerüstet zu sein. Sie weiß, dass das in Österreich als skurriler Vorschlag gelten würde. Es wäre ähnlich wie bei Frank Stronachs Vorschlag zur Todesstrafe. Das war zu stark geprägt von der US-Diskussion – er hat den kulturellen Hintergrund falsch eingeschätzt.

Trotzdem betonen viele FPÖ-Politiker öffentlich, Waffen zu besitzen.

Das ist sicher Kalkül, aber immer mit angezogener Handbremse. Man muss es auch nicht übertreiben: Es warten nicht hunderttausende Wähler auf ein liberales Waffengesetz, aber es ist stimmig mit einigen Kernzielgruppen der FPÖ.

Die FPÖ-Regierungsspitze war bei einem Event des Waffenproduzenten Glock zu Gast. Medial wurde das nicht verbreitet, es passierte quasi hinter verschlossenen Türen.

Das macht absolut Sinn, weil die FPÖ seit Jahren versucht, keine zusätzlichen Angriffspunkte zu bieten. In dem Fall wäre es aus zwei Gründen problematisch: Einerseits würde man sich mit der Großindustrie zeigen, obwohl man ja für den kleinen Mann da sein will. Andererseits: Waffen sind etwas, das man eben lieber nicht überbetont. Da macht die Dosis das Gift.