Diese Recherche ist in Zusammenarbeit mit der inklusiven Redaktion »andererseits« entstanden
Clara nimmt eine hellblaue Perle in die Hand. Sie legt sie auf den Boden. Dann die nächste und die nächste. Sie legt sie nacheinander auf den Boden im Wohnzimmer ihrer Mutter. Das macht sie, seit sie ein Kind ist. Außen liegen Perlen, kleine Figuren, innen liegen größere Gegenstände, obendrüber bunte Kinder-Regenschirme. Clara legt Kreise. Clara liebt es, Dinge zu gestalten. Und sie liebt Musik. Zu ihrem Lieblingslied Hello von Martin Solveig & Dragonette tanzt sie im Wohnzimmer. Als wäre sie auf einer großen Bühne.
Clara hat ein Auge für Details, ein Talent für Genauigkeit. Aber dafür interessiert sich kaum jemand. Clara hat eine Behinderung. Sie braucht Unterstützung im Alltag: beim Essen und beim Waschen. Sie bewegt sich auf einem Hocker mit Rollen. Als Kind hat sie ihm den Namen »Paul« gegeben. Den hat er bis heute. Außerhalb der Wohnung nutzt Clara einen Rollstuhl.
Im Frühling 2021 ist Clara 16 Jahre alt. Und im letzten Schuljahr. Höchstens bis zum Ende des Semesters darf sie noch bleiben. Damals besucht eine Frau ihre Sonderschule. Sie berät Clara und ihre Mutter zu ihrer Zukunft. Sie erklärt ihnen, was Clara später einmal machen kann. Und die Frau sieht nur eine Möglichkeit: die Tätigkeit in einer Werkstätte für Menschen mit Behinderungen. So erzählt es Claras Mutter heute. »Es war enttäuschend«, sagt sie.
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