Endstation Werkstätte

Werkstätten sollen Menschen mit Behinderungen betreuen und beschäftigen. Einige von ihnen bekommen auch Arbeits-Aufträge von Firmen. Doch die Praxis zeigt: Die Arbeits-Bedingungen sind schlecht und grenzen an Ausbeutung.

Text: David Tritscher (andererseits), Sahel Zarinfard (DOSSIER)

Ausgleichstaxe28.11.2023 

Diese Recherche ist in Zusammenarbeit mit der inklusiven Redaktion »andererseits« entstanden

Die Testpakete von »Alles gurgelt«waren während der Corona-Pandemie sehr gefragt. Das Angebot konnte man bequem von zu Hause aus nutzen. Unkompliziert und gratis. Damit sich die Mehrheit der Gesellschaft sicher fühlen konnte, musste eine Minderheit viel ­arbeiten – und das unter fragwürdigen ­Bedingungen.

»Wir haben die einzelnen Produkte bekommen und die Testpakete fertiggestellt«, sagt Marie-­Christin ­Reininger. Sie arbeitet für den gemeinnützigen Verein Jugend am Werk, der Menschen mit ­Behinderungen in Werkstätten betreut. Der Auftrag war, 75.000 Test­pakete zusammenzustellen. Daran haben die Menschen in den Werkstätten etwas mehr als einen Monat ­gearbeitet – und jeweils 100 Euro dafür bekommen.

Die schlechten Arbeits-Bedingungen sind in Österreichs Werkstätten kein Einzelfall. Die Einrichtungen ­sollen Menschen mit Behinderungen so weit wie ­möglich in die Arbeitswelt integrieren. Das ­Problem daran: ­Menschen in Werkstätten sind nicht ­angestellt, weil sie nicht als Arbeitnehmer·innen gelten.

Das heißt, sie sind nicht eigenständig sozialversichert und nicht pensionsversichert. Sie bekommen kein Urlaubsgeld und kein Weihnachtsgeld. Wenn sie nicht mehr in der Werkstätte arbeiten wollen, bekommen sie kein Arbeitslosengeld. Ihnen steht auch kein Gehalt zu, sondern nur ein monatliches »Taschengeld« ­zwischen 25 und 145 Euro. Dabei wird in Werkstätten viel gearbeitet, wie das Beispiel »Alles gurgelt« zeigt.

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