DOSSIER: Asyl – Ein Anfang

Wie leben Menschen, die hierzulande Schutz suchen?

Asyl14.11.2013 

DOSSIER hat Österreichs Asylsystem untersucht. Von Juli bis September legten wir rund 10.000 Kilometer mit dem Auto zurück, fuhren durch das Burgenland, Niederösterreich und Salzburg, um herauszufinden, wie Menschen, die hierzulande Schutz suchen, leben; wie sie wohnen, was sie essen und wie mit ihnen umgegangen wird, während sie auf den Ausgang ihrer Asylverfahren warten.

Die meisten Asylsuchenden sind in dieser Zeit des oft jahrelangen Wartens in sogenannten organisierten Unterkünften untergebracht: Pensionen, Gasthäusern, Beherbergungsstätten, die von Privatpersonen – nicht selten mit Profitstreben – geführt werden. Immer wieder erschienen in den vergangenen Jahren Medienberichte über menschenunwürdige – bis hin zu gesundheitsschädlichen – Zustände in manchen dieser Unterkünfte. Ein Quartier brachte es über die Grenzen des Landes hinaus zur Berühmtheit: die Saualm in Kärnten. Im August 2012 stellte die Volksanwaltschaft in der abgelegenen Unterkunft gravierende Menschenrechtsverletzungen fest: Warmwasserduschen und Heizungen waren etwa „teilweise nur 30 Minuten bzw. eine Stunde am Tag verfügbar“. Das Essen sei unzumutbar, teilweise verdorben und auch nicht in ausreichenden Mengen vorhanden gewesen. Kurz nach Veröffentlichung des Berichts wurde die Unterkunft geschlossen. Ein Einzelfall, so schien es zunächst. Wie sich jetzt herausstellt, nur ein Fall unter vielen.

DOSSIER: Asyl ist die erste umfassende journalistische Untersuchung der Lebensbedingungen von Asylwerberinnen und Asylwerbern in Österreich – flächendeckend und nachvollziehbar, basierend auf eigenen Beobachtungen und den Aussagen jener, die es in erster Linie betrifft. Im Sommer 2013 besuchte DOSSIER ohne Wissen der Betreiberinnen und Betreiber 98 Asylunterkünfte im Burgenland, in Niederösterreich und in Salzburg. Davon konnten 79 Quartiere mit Fotos bzw. Videomaterial dokumentiert werden. Die Ergebnisse der Recherche finden Sie übersichtlich aufbereitet und mit Infomaterial zu jedem einzelnen Quartier versehen auf einer interaktiven Karte. Unsere Recherchemethoden, das Bewertungssystem und die Rohdaten legen wir offen.

DOSSIER: Asyl zeigt die Licht- und Schattenseiten dieses Aspekts der österreichischen Asylpolitik. Wir fanden engagierte Projekte, die bürokratischen und gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz Wert auf Gastfreundschaft und Menschlichkeit legen. Ebenso stießen wir auf Unterkünfte, in denen Männer, Frauen und Kinder auf engstem Raum, ohne ausreichende Verpflegung, unter teils gesundheitsgefährdenden, unhygienischen Bedingungen und isoliert von der Außenwelt leben müssen.

Es geht nicht darum, einzelne Personen oder Betriebe an den Pranger zu stellen. DOSSIER: Asyl zeigt eklatante Mängel im System: die fehlende Kontrolle der jeweiligen Bundesländer, die systematische Ausgrenzung Hilfsbedürftiger und den ineffizienten Einsatz von Steuergeld. Denn so wie Deutschkurse oder Kleidung für Asylsuchende, werden auch Quartiere, in denen es im Kinderzimmer schimmelt, in denen Menschen zu wenig zu essen bekommen und täglich unter rassistischen Schikanen leiden, aus der Staatskasse finanziert.

Nun präsentieren wir erste Ergebnisse der Recherche. Unsere Arbeit ist noch nicht zu Ende. Sieben Monate haben wir bisher dem Thema Asyl gewidmet und werden das mit Ihrer Unterstützung auch in Zukunft tun. DOSSIER bietet Ihnen in den kommenden Tagen, Wochen und Monaten weitere, tiefe Einblicke in das alltägliche Leben von Asylsuchenden in Österreich. DOSSIER: Asyl ist ein Anfang.