Die außergewöhnliche Auktion ging am 12. November vor der Wiener Pratersauna über die Bühne. Ein Gerichtsvollzieher schwang den Hammer, und auf dessen Liste standen Trikots von den Fußballstars David Alaba, Diego Maradona und Pelé sowie ein seltenes Foto der Hollywood-Ikone Marilyn Monroe.
Die vier handsignierten Sammlerstücke sowie mehr als 40 Exponate gehörten dem 38-jährigen Unternehmer Anh Tuan Ho, besser bekannt als Martin Ho.
Der Sohn vietnamesischer Einwanderer startete im Alter von 19 Jahren mit einem Sushi-Restaurant und zauberte daraus ein Gastro-Imperium, zu dem heute auch der Club Pratersauna gehört. »Von Anfang an war es mir ein Anliegen, meine Gäste auf eine Reise exzellenter Kulinarik in künstlerischem Ambiente mitzunehmen«, so die Devise von Martin Ho. »Viele Erfolgsmomente« habe er über die Jahre erlebt, aber auch »genug trial and error«.
Tatsächlich hat Ho auch große Fehler gemacht, die nun zur Zwangsversteigerung führten.
Zu ihren besten Zeiten vereinte Martin Hos Firmengruppe zwölf Restaurants, vier Clubs und eine Galerie in Wien. Er verkaufte Luxusuhren und Spirituosen und führte ein Boutiquehotel. Auf seinen Partys tanzte das Who’s who aus Medien, Politik und Wirtschaft, darunter der heutige Raiffeisen-Generalanwalt Erwin Hameseder, der aktuelle Krone-Ressortleiter Rainer Nowak oder der einstige Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP).
Letzterer revanchierte sich mit einer Einladung zum Staatsbesuch von Vietnams Premierminister Nguyễn Xuân Phúc im Jahr 2018 in Wien. Davon können andere Barbesitzer·innen nur träumen. Doch dann kam alles anders. Die guten Zeiten endeten Anfang 2020 mit der Pandemie.
Offiziell ließ sich Martin Ho nichts anmerken. In der Corona-Krise erhielt er von Medien den Spitznamen »Horakel«, weil er die Lockdown-Pläne der Regierung 2020 und 2021 als Erster vor deren offizieller Verkündung erahnt hatte.
Stolz präsentierte er noch im Mai 2022 internationale Expansionspläne. Geplant seien neue Restaurants in Dubai, London, Miami und New York sowie ein einheitlicher Markenauftritt. Nur die Clubs, wie Pratersauna oder Vie I Pee, sollten ihre alten Namen behalten, der Rest sollte unter der Dachmarke Dots firmieren. Zuerst wurde der Gourmettempel Brunnerhof in Wien-Döbling in Dots Nussdorf umbenannt.
Doch hinter den Kulissen brodelte es gewaltig.
Die Pandemie traf Gastronomie und Tourismus mit voller Wucht. Auch in der Dots-Gruppe wurde das Geld knapp. Die Regierung unter Kanzler Kurz vergab zwar von 2020 bis 2022 großzügige Corona-Kurzarbeitshilfen, um krisenbedingte Kündigungen zu verhindern.
Doch eines war stets klar: Wer vor der Pandemie keine Gehälter zahlen konnte oder finanziell an der Kippe stand, der sollte keine Kurzarbeitsgelder bekommen. Eine Insolvenzverschleppung wollte der Staat in keinem Fall begünstigen.
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