»Tutto Gas!« Das ist das Motto oder, besser gesagt, der Schlachtruf von Hunderttausenden, die jedes Jahr zu Pfingsten in Lignano einfallen und den Ort für ein Wochenende in eine Partyhochburg verwandeln. Sie geben Gas, Vollgas. Dieses Jahr war es vom 17. bis zum 20. Mai so weit: Rund 257.000 Menschen drängten sich laut italienischen Medien zu Pfingsten an Lignanos Strandpromenade und im Zentrum des Ortes. Sie feierten – und das zog wie jedes Jahr den Unmut der Einheimischen auf sich: zu viel Lärm, zu viel Müll, zu viel Alkohol.
Traditionell markiert die Ankunft der jungen, wilden Partygäste den Beginn der Hochsaison in dem Badeort. Im Winter ist Lignano eine Gemeinde mit weniger als 7.000 Einwohner·innen, im Sommer verwandelt sich Lignano in eine Stadt, in der hunderttausende Menschen »leben«. Schon seit den 1950er-Jahren strömen Tourist·innen an die Sandstrände des italienischen Küstenorts. Sie machen Party, liegen in der Sonne, tauchen in die Gewässer der Adria ein. Feiern, ausspannen, genießen – klingt gut, doch es hat seinen Preis.
Denn über eine Schattenseite spricht man in Lignano und auch in Österreich seltener als über Partyexzesse: die Auswirkungen des Massentourismus auf die Qualität der Gewässer rund um Lignano Sabbiadoro. Grenzwerte zur Beurteilung der Qualität des Badewassers und der Genießbarkeit von lokalen Meeresfrüchten wurden überschritten – und die mutmaßliche Ursache ist schnell gefunden: die kommunale Kläranlage.
Die Kapazitäten der Anlage reichen angesichts des tatsächlichen Bedarfs in der Hochsaison nicht aus. Sie scheint den Dreck, den die Tourist·innen hinterlassen, nicht mehr sachgerecht verarbeiten zu können. Aber da ist noch etwas, das in der Recherche auffällt: Dieses Jahr wurden Wasserproben just vor dem Urlauber·innenansturm am Pfingstwochenende entnommen. Warum? Wählte man den Zeitpunkt für die Probenahme aus, um die Ergebnisse besser aussehen zu lassen?
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